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Verwandtschaftsverhältnisse


Eine Familie besteht aus Mutter, Vater, zwei Kinder und eventuell einem Hund.

Eine derartig idealtypische Familienkonstellation gibt es in Kenia nicht beziehungsweise nur selten. Im Gegenteil, hier sind die Verwandtschaftsverhältnisse oft sehr verzwickt und schwer zu durchschauen.

Wenn Sie ein Patenkind an unserer Schule haben, mögen Sie sich eventuell schon mal gewundert haben. Aus den hypothetischen fünf Schwestern und zwei Brüdern werden plötzlich sechs Schwestern und sieben Brüder. Eine Waise berichtet plötzlich von Ihrer Mutter.

Diese Beispiele sind zwar zugespitzt, sind aber nicht an den Haaren herbeigezogen. Keine Sorge, es ist keine Nachlässigkeit unsererseits. Sie mögen verwirrt sein, wir sind es aber manchmal auch. Nur wie kommen diese nicht ganz unbedeutenden Unterschiede nun zustande?

Der Hauptgrund besteht darin, dass die Mädchen manchmal selbst nicht wissen, wie viele Geschwister sie genau haben. Es werden teilweise Cousinen und Cousins dazu gezählt und dann wieder weggelassen. Vor allem in einigen muslimischen und traditionellen Familien kommt es zum Teil vor, dass Männer hier mehrere Frauen haben, geschieden sind oder woanders wohnen. Dann tauchen plötzlich Halbgeschwister auf und werden dazu gezählt. Polygamie ist hier an der muslimisch geprägten Küste Kenias keine Seltenheit. Die verschiedenen Frauen leben dann normalerweise am gleichen Ort, aber nicht im selben Haus. Und kenianische Eltern haben gewöhnlicher weise auch nicht wirklich wenige Kinder.

Auch der Bruder des Vaters und die Schwester der Mutter werden oft als Vater und Mutter bezeichnet. In der Tat, manch einer würde da den Überblick verlieren.

Es herrscht ein bedeutender Unterschied zwischen der Frage „Wie viele Kinder hat Deine Mutter?“ und „Wie viele Kinder hat Dein Vater?“. Die Frage „Wie viele Geschwister hast Du?“ kann da verständlicherweise zu Verwirrungen führen. Da hilft keine reine Mathematik mehr.