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Eigentlich sollte es seit Beginn des Schuljahres, seit
Anfang Januar, meine Samstagsaufgabe sein - Computerunterricht in der Form 4, der Abschlussklasse zu geben.
Computer sind ausreichend vorhanden. Sie sind eine Spende einer Realschule aus Deutschland, die es
geschafft haben, trotz aller Widrigkeiten, die Geräte per Luftfracht nach Kenia zu bewegen.
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Dort wurden sie dann von Inge mit ihrer unnachahmlichen Art, wie immer ohne einen "Bob" zu zahlen, aus der
Höhle des Schmiergeldlöwen entführt.
Diese Geräte sind zwar für deutsche Verhältnisse nicht mehr zeitgemäß,
erfüllen aber noch gut ihren Zweck. Mit ihnen kann man hier Computerkenntnisse Schülerinnen
vermitteln, die noch nie ein Keyboard bedient haben und die sich über den Namen "Maus" für das
Plastikding mit Schnur köstlich amüsieren.
Aber auch einfache Geräte funktionieren selbst hier in Kenia nicht ohne Strom. Eine etwas spät
bezahlte Rechnung an die Stromgesellschaft führte dazu, dass die Schule einfach vom Netz genommen wurde.
Normaler ist das durchaus unüblich, warten die Stromversorger doch sonst noch die nächsten zwei
Rechnungen ab, bevor etwas unternommen wird. Und die Schule bezahlt immer ansonsten pünktlich. Die
verspätetet bezahlte Rechnung, über 500 Ksh (5 Euro), war ein Ergebnis von Inges Deutschlandaufenthalt
und dem darauf folgenden Beinbruch. Hinzu kamen noch die Feiertage über Weihnachten, sodass Kassim eines
Tages kurz vor Silvester meldete: ?There is no power in school!?
Die Rechnung war inzwischen längst beglichen. Es galt nun das Unternehmen dazu zu bewegen, den Vorgang
rückgängig zu machen. Aber so schnell sie auch beim Abschalten des Stroms waren, so lange dauerte
es dann, ihn wieder anzuschalten. Die nächste Rechnung wurde eine der niedrigsten in der Geschichte
der Diani Maendeleo Academy. Es half auch nicht, sich auf Inges guten Kontakten zu einem Mitarbeiter zu
verlassen. Der Strom blieb bis Anfang Februar weg.
Als Strom plötzlich wieder zur Verfügung stand, brach erstmal Hektik aus. Für den Unterricht
mussten ausreichend Computer zum Laufen gebracht werden. Sie waren jetzt längere Zeit nicht in Betrieb
und die Elektronik kann mit den tropischen Bedingungen nicht sonderlich gut umgehen. Ein voller Tag
angestrengter Arbeit war nötig, um die Rechner zu überprüfen, zusammenzustellen und die
notwendigen Programme zu installieren. Gegen Abend konnte ich sie mit Donat, unserem treuen Schulbusfahrer,
noch schnell zur Schule fahren. Ein Aufstellen war jetzt nicht mehr möglich, die Schülerinnen
warteten schon und wollten mit dem Bus nach Hause.
Am Samstag, dem 07.02., war es dann endlich soweit. Ich schwang mich morgens auf mein immer noch blinkendes
neues Fahrrad und fuhr unter Jambo, Jambo Rufen von den Kindern Ukundas und vielfachem Schmunzeln der
Erwachsenen in Richtung Schule. Ein Mzungu auf einem Fahrrad und dann noch mit solch einem Rad!
Die Computer waren schnell aufgebaut und haben den Transport am Abend auch gut überstanden. Viel Zeit,
meinen Körper nach der Radtour und dem Computeraufbau herunterzukühlen, blieb nicht.
Erwartungsfrohe Mädchenaugen schauten schüchtern zur Tür herein und wollten unbedingt gleich
loslegen. Sie waren kaum zu bremsen und wissbegierig, wie diese Kästen denn funktionieren, von denen
sie schon gehört, die sie aber noch nie vorher berührt haben. Input, Output, Keyboard, CPU,
Desktop, ein Plastikding mit Schnur, das Maus heißt... sie sogen alles interessiert in sich auf und
waren ungeduldig, endlich den Knopf drücken zu dürfen, welcher ihren Computer zum Laufen bringt.
Es war eine schöne und interessante Erfahrung, wissenshungrigen Schülerinnen bei den ersten
Gehversuchen am PC schützend und helfend zur Seite zu stehen, auch wenn die Zeit letztendlich für
nicht viel mehr als für einfache Übungen im Umgang mit der Maus reichte. Angenehm berührte
mich dann auch das abschließende "Thank you teacher!", das nicht eingelernt daher kam, sondern
überzeugend wirkte.
Nach den beiden Stunden setzte ich mich wieder auf mein Rad und fuhr zurück nach Ukunda. Diesmal,
anders als bei meiner Ankunft in der Schule, wurde ich auch von den Schülerinnen der Maendeleo Academy
bemerkt - es war gerade Pause. Das Verhalten aber war das Gleiche wie in Ukunda. Nachdem ich entdeckt wurde,
strebten alle zum Fenster, kicherten, riefen "Good bye" und hielten sich prusteten die Hand vor den Mund.
Ich bin weiß Gott nicht der einzige, der mit einem solchen Fahrrad unterwegs ist, aber wohl der
einzige Weiße. Ein Mzungu fährt in einem Auto oder zumindest mit einem 21-Gang Mountainbike.
Schön zu wissen, dass ich das Klischee nicht erfülle ...
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