Von Tobi im November 2014

Tagestrip nach Mombasa

Ich bin Tobi, der neue Praktikant in Ukunda. Zusammen mit Felix, einem weiteren Praktikanten, sind wir nun für einige Wochen für die Diani Maendeleo Academy tätig.

Nachdem wir nun schon einige Tage vor Ort und aktiv sind, zog es mich gestern im Auftrag von den ehemaligen Praktikanten Kim & Daniel nach Mombasa. Die beiden wollen mit Hilfe des Enactus Projekts an der Uni Bochum ein Nähprojekt an der Academy starten. Dabei sollen ehemalige Schülerinnen innerhalb von zwei Jahren zu Näherinnen ausgebildet werden, bevor diese dann entweder selbstständig oder für andere arbeitend in die Arbeitswelt entlassen werden.

Das Ziel des Ausflugs war das Einholen von Preisen jeglicher Dinge, die man zur Ausbildung zur Näherin braucht. Wir sprechen also von Nähmaschinen, Nähtischen, professionellen Scheren, Maßbändern, Stoffen in allen Größen und Farben sowie Bildern von all diesen Dingen. Nicht zu vergessen natürlich das Bild vom Laden selber. Obwohl mir Mombasa nicht wirklich als Großstadt vorkam, wüsste ich nicht, ob ich all diese Läden ohne Bilder wiederfinden würde!

Nach einer letzten kurzen Besprechung mit Frau Langefeld in Ukunda machte ich mich gegen 9.30Uhr mit Moses auf Richtung Mombasa. Um die Nutzung von Matatu’s kamen wir dabei nicht herum. Aber wir hatten Glück, anders als bei den letzten Fahrt innerhalb Ukundas mit z.T. 19 Leuten in dem taxiähnlichen Kleinbus ausgelegt für 12 Leute, waren wir auf der Hinreise höchstens 14 Leute. Als wir dann an der Fähre ankamen, staunte ich nicht schlecht. Da Mombasa eine Inselstadt ist und es im Süden keine Verbindungsbrücken gibt, nutzt jeder die Fähren, um nach Mombasa zu kommen. Was für mich wie eine große Menschenmenge wirkte, war für Moses eine Art Kleingruppe. „Du musst mal zur Rushhour hierhin, da stapeln sich die Leute fast schon, um auf die Fähre zu kommen.“

Nach kurzem Warten vor der Fähre, der Befahrung der Fähre aller Fahrzeuge und Besteigung aller Menschen, setzte diese über zur anderen Flussseite. Drüben angekommen, kam das große Suchen eines passenden Matatus. Auch das stelle sich für Moses als kinderleicht raus, wodurch wir trotz massenhaft vielen Menschen, Matatus, Bussen und Tuk Tuks unser Ziel recht schnell erreichen und bei sonnigen gefühlten 40 Grad im Schatten einen Nähladen nach dem anderen aufsuchten. Dabei half mir jeder der etlichen Verkäufer und Angestellte in den Läden, selbst mit gebrochenem Englisch, wo er nur konnte.

Über den gesamten Tag habe ich mich trotz aller Reisewarnungen weder in den Läden, in den Matatus, auf der Ferry oder einfach mitten in Mombasa zu keinem Zeitpunkt ängstlich und bedrängt gefühlt. Auch wenn ich der einzige weiße Mensch (in der einheimischen Sprache „Mzungu“ genannt) war, den ich in Mombasa gesehen habe. Stattdessen wirkten alle wie in Ukunda auch super freundlich, hilfsbereit, zuvorkommend... (Hier könnte ich die Liste an positiven Adjektiven stundenlang weiter aufzählen)!

Nachdem wir alle Preise eingeholt und Bilder gemacht hatten, besorgten wir nach langem Fußmarsch durch Mombasa noch einen KFZ-Brief, um uns dann nach einer sehr genossenen afrikanischen Mahlzeit wieder Richtung Fähre aufzumachen. Zwei Matatufahrten und gut anderthalb Stunden später erreichte ich wieder die Schule in Ukunda, in der das legendäre Form 4 gegen Lehrer-Volleyball Match anstand. Nach zwei Siegen und einer Niederlage, für das Lehrerteam spielend, neigte sich der mehr als interessante Tag dem Ende zu und wir machten uns wieder mit dem Schulbus auf nach Hause.

Von Felix im November 2014

Arbeitsgenehmigung – ein Tag in Mombasa

Nachdem wir nun schon einige Zeit vor Ort sind und tatkräftig in der Schule mithelfen, stand gestern die Beantragung unserer Arbeitsgenehmigung in Mombasa an. Ohne geht auch hier natürlich nichts. Dafür engagierten wir uns einen Fahrer, der uns zunächst nach Mombasa brachte mit dem Ziel gut, sicher und vor allem schnell von A nach B zu kommen. Die Zusammenarbeit mit Behörden könne dauern, hieß es. Das wollten wir möglichst vermeiden.

Angekommen am Sitz der Einwanderungs-Behörde, verfolgte uns direkt das pure Glück. Durch einen aufmerksamen Beamten kamen wir nach Anfrage erklärt, wie das Beantragungsprinzip funktionieren würde. Es ging dann direkt in das Büro des Chefs, was keine stundenlangen Warteschlangen für uns zur Folge hatte.

Obwohl alle Beamten um uns herum gefühlt im deutschen Beamtentempo arbeiteten, verlief der Prozess für uns wie am Schnürchen. Da wir schon Passbilder gemacht und dabei hatten, brauchten wir unsere benötigten Dokumente nur noch einzureichen und uns um Banker’s Cheques zur Bezahlung der super teuren Arbeitsgenehmigungen zu kümmern. Für einen Monat Arbeit und soziale Hilfe leisten bezahlen wir hier 15.000 kenianische Schilling, umgerechnet ca. 135€.

Wie viel sich die kenianischen Beamten in einem der korruptesten Länder der Welt in die eigene Tasche stecken, wissen wir natürlich nicht, aber durch den offiziellen Scheck auf den Namen der Behörde haben wir unser Möglichstes getan, um Missbrauch zu verhindern.

Nachdem wir auch fix den Banker’s Cheque erhalten hatten und diesen einreichten, war das Prozedere der Arbeitsgenehmigungsbeantragung für uns auch schon wieder vorbei. Drei Tage warten, dann können wir den "Lappen" abholen, hieß es.

Ein lokales Mittagessen, zwei Erledigungen für neue Projekte an der Schule und gut zwei Stunden, nachdem wir bei den Behörden durch waren kamen wir wieder gut in Ukunda an. Dabei müssen wir feststellen, dass wir uns weiterhin nicht einmal fürchten mussten oder mit einem Kenianer Schwierigkeiten hatten. Viel eher kommen uns alle super freundlich und hilfsbereit entgegen, was das Leben hier einfach super angenehm macht.

Von Inge im Oktober 2014

Baugenehmigung

Manchmal ist es gut, wenn man wichtige Leute kennt.

Durch meine Rotary Aktivitäten habe ich vor einem halben Jahr die County Ministerin für Handel, Industrie und Investitionen kennengelernt, die mich dann vor zwei Monaten zu einer Investoren Konferenz eingeladen hat.

Danach hatte ich einen Termin bei ihr und habe u.a. gebeten, Kontakt zum Minister für Land herzustellen wg. der Baugenehmigung für unser Internat. Wir (Peris und ich) hatten trotzdem mehrere Wochen Stress, aber immer wenn ich die Namen der Minister erwähnte, ging es irgendwie weiter.

Wir haben zum allerersten Mal eine Baugenehmigung. obwohl sich die Behörden immer noch nicht einig sind, was wir eigentlich genau dafür brauchen und ob wir sie überhaupt haben müssen. Aber, wie der Leiter einer beteiligten Behörde sagte, wir sind schließlich ausländische Investoren und da geht es nicht, wenn jede Behörde etwas anderes sagt.

Freut Euch mit mir!
Inge

Von Inge im Juni 2014

Anschläge in Kenia

Seit wir mit den Planungen für den letzten Newsletter begonnen haben, schwankten wir, ob wir das Thema einbauen sollten oder nicht. Die letzten beiden Anschläge haben uns nun leider zu einer Entscheidung gedrängt.

Wir möchten einerseits keine Panik schüren, andererseits hat die Situation zwar indirekte, aber trotzdem erhebliche Auswirkungen auf unser Projekt.

Ich habe mir im Mai zwei Wochen Urlaub gegönnt, im Reef Hotel an der Nordküste, zum zweiten Mal, da es mir dort im vergangenen Jahr gut gefallen hat. Als die Reiseunterlagen bei meiner Familie in Deutschland ankamen, fragte mein Bruder doch recht besorgt: War da nicht etwas mit einer Bombe? In der Tat, da war eine Bombe neben dem Hotel, die allerdings keinerlei Schaden anrichtete, da sie rechtzeitig entdeckt wurde. Als ich ankam, fielen mir die verstärkten Kontrollen am Eingang auf, ein professioneller, dabei freundlicher, Sicherheitsdienst war  beauftragt, ich musste aussteigen, das Auto wurde gründlich durchgecheckt. Das passierte jedesmal, wenn ich das Hotel verließ und zurückkam. Zusammengefasst: Ich habe mich sehr sicher gefühlt.

Nun bin ich jemand, der Strandurlaub sehr langweilig findet und zur Freude einiger anderer Gäste, die ich mitnahm, auch mal nach Mombasa fuhr. Eigentlich waren wir nicht in irgendwelchen Menschenansammlungen und wir haben uns sicher gefühlt, obwohl ich schon überlegt habe, wohin wir gehen sollten. Ich will nun gerne zugeben, dass ich im Moment nicht unbedingt in Richtung Lamu fahren würde, Ortsfremden auch von der Nutzung von Sammeltaxis abraten würde.

Ich lebe allerdings an der Südküste und hier kann von Menschenansammlungen leider keine Rede sein. Die Südküste ist durch die Fähre mit häufigen Verspätungen, die sie von Mombasa trennt, ohnehin benachteiligt, nun sind durch die ausbleibenden Touristen die Hotels, Gaststätten und Läden leer, viele Hotels sind geschlossen und das ist sehr schade.

Leider ist dies nicht nur schade, für die Menschen hier ist es eine Katastrophe. Nicht nur die Hotelmitarbeiter sind im unbezahlten Urlaub, sie haben natürlich auch kein Geld für den Metzger, den Gemüsehändler, den Bäcker und natürlich auch nicht für das Schulgeld ihrer Kinder. Ca 25% bis 30% unserer Mädchen sind Selbstzahler oder sollten es sein, aber davon kann zur Zeit keine Rede sein, die meisten unserer Eltern haben erhebliche Probleme, für uns bedeutet das einen massiven Gewissenskonflikt.

Normalerweise schicken wir Mädchen nach Hause, wenn das Schulgeld nicht wenigstens in kleinen Raten gezahlt wird. Tun wir das nicht, stellen die Eltern die Zahlungen ein, auch wenn sie in der Lage wären, zu zahlen. Mit jeder Schülerin entstehen Kosten für Examen, Fahrgeld usw. Wir können nicht noch mehr Mädchen sponsern, unsere Warteliste ist lang, andererseits verstehen wir die Lage der Eltern, die ihr Einkommen verloren haben. Wir möchten deshalb einen zeitlich begrenzten Hilfsfond einrichten, aus dem wir entsprechend dem Einzelfall in den nötigsten Fällen helfen. Schon mit kleinen Beträgen, z.B. 10 bis 20 Euro, könnten sie Mädchen sehr helfen. Ich würde mich freuen, wenn sie sich kurzfristig entschließen könnten, unseren Mädchen zu helfen.

Aus Kenia grüßt Sie ganz herzlich

Ihre Ingeborg Langefeld

Von Inge im Mai 2014

Jigger

Am Montag stellte ich nach zwei schlafarmen Nächten fest, dass ich mir in Kisii Jigger eingefangen hatte (ich möchte nicht in die Details gehen, der Gedanke das etwas in mir herumkriecht, treibt mich in die Nähe eines hysterischen Anfalls). Die Entfernung war mehr als unangenehm, leider hatte der Arzt einen übersehen, wie ich nach einer weiteren schlaflosen Nacht erkannte.

Meine Tendenz zu Hysterie steigerte sich, die Entfernung tat diesmal richtig weh, weil sich mein Fuß anfing zu entzünden, aber ich scheine sie jetzt los zu sein. Dafür habe ich seit Donnerstag eine Allergie in den Füßen, an Schlaf ist kaum zu denken, an Arbeiten auch kaum, wenn ich die Füße nicht hochlege, geht gar nichts. Na ja, seit heute geht es etwas besser.

Von Inge im Mai 2014

Mais

Wir waren spät in der Nacht oder besser am frühen Morgen auf der Autobahn Nairobi – Mombasa unterwegs. Es war kaum Verkehr, da standen wir plötzlich wie aus dem Nichts im Stau – und standen…  und standen...

Nach einiger Zeit näherten wir uns dem Ort des Geschehens: Ein Lastwagen, der Säcke mit Mais geladen hatte, war umgekippt. Der Fahrer musste hilflos mit ansehen, wie junge Leute aus der Umgebung Säcke mit Mais an die vorbeifahrenden bzw. im Weg stehenden Autos verkauften, daher der Stau. Nach ca. 20 Minuten kam die Polizei, alle hatten es eilig, mit ihren erbeuteten Säcken Mais wegzukommen und wir konnten endlich weiterfahren.

Von Inge im Mai 2014

Verkehrsgesetzgebung

Immer wieder gab es in der Vergangenheit schwere Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Matatus und Überlandbussen, das hat dazu geführt, dass der Verkehrsminister einige neue Gesetze beschlossen hat. Rücksprachen mit den Vertretern der entsprechenden Unternehmerverbände oder dem Parlament schienen ihm dazu nicht nötig.

Die Regelungen, soweit ich sie verstanden habe:

  1. Verbot der Überlandbusse, nachts zu fahren
  2. Ersatz der bisherigen Geschwindigkeitsregler durch Fahrenschreiber
  3. Verbot von Dachgepäckträgern

Das Nachtfahrverbot hat zur Folge, dass viele Kenianer, die bisher nachts gereist sind nun stattdessen teure Übernachtungen in Kauf nehmen müssen, was sich gerade ärmere Menschen nicht leisten können. Natürlich fahren viele Fahrer übermüdet, aber die einfachste Lösung wäre vielleicht, wieder dazu zurückzukehren, dass zwei Fahrer im Bus sein müssen und sich abwechseln. Auch ein Fahrer, der von morgens 4.00 bis abends 21.00 Uhr fährt, ist übermüdet.

Fahrtenschreiber fallen bei den Kosten für die großen Busse kaum ins Gewicht, für die kleinen Busse, die als Sammeltaxis fahren und oft an der Grenze der Rentabilität operieren, dagegen schon. Zurzeit gibt es kaum Matatus und die Preise sind um ca 1/3 gestiegen. Natürlich werden Geschwindigkeitsregler oft abgeklemmt, aber das lässt sich kontrollieren, wenn man auf Schmiergeld verzichtet.

Wie sollen denn die Menschen ihr Gepäck transportieren oder Frauen ihre Produkte auf den Markt bringen, wenn sie es nicht mitnehmen können. Überladungen sind kontrollierbar. Nun könnte man sagen, was interessiert uns das? Leider eine ganze Menge!

Eine unserer Schülerinnen möchte z.B. in den Ferien nach Hause nach Kisii. Das bedeutet, um 4.00 Uhr morgens am Bus sein, die Fähre würde um 3.00 fahren, um diese Zeit gibt es keine Matatus von der Südküste. Also muss ein 15 jähriges Mädchen die ganze Nacht allein in Mombasa verbringen, in Kenia ein Unding, von Aufsichtspflicht ganz zu schweigen.

Unser Schulbus hat einen wunderbar funktionierenden Geschwindigkeitsregler, aber als unsere Fahrer eine benötigte Lizenz einholen wollte, hieß es: nur mit Fahrtenschreiber.

Vor ein paar Tagen wurde unser Bus angehalten und der Fahrer aufgefordert, den Dachgepäckträger, auf dem unsere Pfadfinder immer ihre Sachen für die Camps transportieren, abzumontieren – und was dann?

Glücklicherweise besitze ich einen ausgeprägten Widerspruchsgeist und beschloss, erst mal eine Diskussion mit der Polizei zu führen. Das hat sich aber erledigt, der oberste Gerichtshof hat nicht nur die Gesetze ausgesetzt, sondern auch ein Verfahren gegen den Minister eröffnet, weil der eine einstweilige Anordnung des Gerichts einfach ignoriert hatte. Manchmal kann man in Kenia halt doch nicht machen, was man will.

Von Inge im Mai 2014

Verkehrssünder in Kenia

Wir waren auf dem Weg nach Kisii zu einer Beerdigung. Ganz entspannt verließen wir Nakuru, wo wir übernachtet hatten. Leider überholten wir nach einigen Kilometern eine Lastwagenkolonne, einige Minuten später wurden wir von der Polizei angehalten, wir waren 8 km zu schnell und wurden aufgefordert, uns zur nahegelegenen Polizeistation zu begeben. Dort wurden der Fahrer (und mein Auto, obwohl ich ja nicht gefahren war) verhaftet.

Offensichtlich waren wir nicht die Einzigen, neben meinem Auto standen viele andere, u.a. ein Wagen voll mit Kindern, aber ohne Fahrer. Uns Beifahrer beachtete man nicht. Nach einer halben Stunde rief mich ein Beamter und erklärte mir, alle Verkehrssünder würden vor Gericht gebracht und erst wieder freigelassen, wenn die entsprechende Strafe bezahlt sei und zwar von jemand anderem, da die Verkehrssünder ja im Gefängnis waren. Er empfahl mir, mit dem Polizeichef zu reden. Der erklärte sich bereit, uns gegen Zahlung einer Kaution in Höhe der zu erwartenden Strafe (1000 KSHs per Kilometer) ziehen zu lassen, Beerdigungen werden respektiert in Kenia.

Auf dem Rückweg hatten wir uns um 8.30 Uhr vor Gericht einzufinden, das hieß morgens um vier aufstehen. Leider hatten die Anklageschriften es in drei Tagen nicht bis dorthin geschafft, die kamen erst um 11.00. Dann hieß es für den Fahrer zusammen mit anderen Verkehrssündern wieder in den Knast, den sie sich mit einem ganzen Bus von Gefangenen aus dem nächsten Gefängnis teilten.  Netterweise erklärte sich der Richter bereit, die Verkehrssachen vor der Mittagspause zu hören. Statt nun die Kaution, die ja in Höhe der Strafe war, einzuziehen, musste ich erst einmal die Strafe bezahlen. Glücklicherweise war ich da, (ein Fahrer kam von der Grenze zu Uganda und es musste erst jemand von dort kommen, um das für ihn zu tun).

Dann hieß es wieder warten, es waren alle zu Mittagspause. Um 14.30 sagte ich zu dem Chef der Gefängniswärter, ich würde erstmalig bereuen, dass ich so strikt gegen Schmiergeldzahlungen sei, diejenigen die die Polizei geschmiert hatten, waren am gleichen Tag für weniger Geld wieder entlassen worden. Dies hatte wenigstens zur Folge, dass die Verkehrssünder, die bezahlt hatten, aus der Zelle kamen. Nun hieß es warten, bis die Kautionen zurück gezahlt wurden, der Vertreter der Staatsanwaltschaft war noch zur Pause.
Leider stellte sich dann heraus, dass sein Kollege die Handys der Verkehrssünder einkassiert hatte und der war erst einmal unauffindbar. Ein kleiner Lichtblick: Der Chef der Gefängnisaufseher hatte sich meinen Kommentar zum Thema Schmiergeld zu Herzen genommen und machte sich auf die Suche, nachmittags um 16.00 konnten wir weiter. Am nächsten Morgen um 5.00 Uhr waren wir zu Hause.

Kenia hat vor einiger Zeit mobile Gerichte für Verkehrssünder ins Leben gerufen, um dieses umständliche und unwürdige Verfahren abzukürzen. Leider findet man sie kaum noch, da in einem solchen offiziellen Verfahren kaum Platz für Schmiergeld ist.

16.Kalenderwoche von Inge

3.15 Meter sind noch lange nicht 3.15 Meter

Bauen ist nicht so einfach! Das haben wir vor ein paar Tagen wieder einmal gelernt. Unsere neuen ECOSAN Toiletten sind sicher sehr ungewohnt für Handwerker hier.

Das wir abgeschrägte Türen zum Sammeln und Trocknen des Stuhls haben wollen, um die Sonnenwärme am besten nutzen zu können, fand unser „ Oberhandwerker“ logisch, wir vereinbarten eine Schräge von 30 cm.

Nachdem er die Bodenplatte gegossen hatte, wunderten wir uns, dass die Handwerker anfingen, die Mauer gleichmäßig hoch zu ziehen. Eine Schräge war nicht zu erkennen. Auf unsere erstaunte Nachfrage meinte unser Oberhandwerker, er plane vor dem Gebäude ein extra Drainagesystem aus Kies anzulegen.

Die Frage, ob er es für hygienisch halte, Flüssigkeiten aus der Toilette direkt ins Erdreich zu leiten, hatte er sich noch nicht gestellt. Nachmessen ergab, dass die Bodenplatte wg. seiner seltsamen Überlegungen um 30 cm kürzer war.

Also wurden die Steine der letzten 30 cm wieder abgetragen und die Toilettenräume sind jetzt 30 cm kürzer, aber wir sind ja flexibel.

16. Kalenderwoche von Inge

Verkehrsgesetzgebung

Immer wieder gab es in der Vergangenheit schwere Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Matatus und Überlandbussen, das hat dazu geführt, dass der Verkehrsminister einige neue Gesetze beschlossen hat. Rücksprachen mit den Vertretern der entsprechenden Unternehmerverbände oder dem Parlament schienen ihm dazu nicht nötig. Die Regelungen, soweit ich sie verstanden habe:

  1. Verbot der Überlandbusse, nachts zu fahren
  2. Ersatz der bisherigen Geschwindigkeitsregler durch Fahrtenschreiber
  3. Verbot von Dachgepäckträgern

Das Nachtfahrverbot hat zur Folge, dass viele Kenianer, die bisher nachts gereist sind nun stattdessen teure Übernachtungen in Kauf nehmen müssen, was sich gerade ärmere Menschen nicht leisten können. Natürlich fahren viele Fahrer übermüdet, aber die einfachste Lösung wäre vielleicht, wieder dazu zurückzukehren, dass zwei Fahrer im Bus sein müssen und sich abwechseln. Auch ein Fahrer, der von morgens 4.00 bis abends 21.00 Uhr fährt, ist übermüdet.

Fahrtenschreiber fallen bei den Kosten für die großen Busse kaum ins Gewicht, für die kleinen Busse, die als Sammeltaxis fahren und oft an der Grenze der Rentabilität operieren, dagegen schon. Zurzeit gibt es kaum Matatus und die Preise sind um ca. ein Drittel gestiegen. Natürlich werden Geschwindigkeitsregler oft abgeklemmt, aber das lässt sich kontrollieren, wenn man auf Schmiergeld verzichtet.

Wie sollen denn die Menschen ihr Gepäck transportieren oder Frauen ihre Produkte auf den Markt bringen, wenn sie es nicht mitnehmen können. Überladungen sind kontrollierbar.

Nun könnte man sagen, was interessiert uns das? Leider eine ganze Menge!

Eine unserer Schülerinnen möchte z.B. in den Ferien nach Hause nach Kisii. Das bedeutet, um 4.00 Uhr morgens am Bus sein, die Fähre würde um 3.00 fahren, um diese Zeit gibt es keine Matatus von der Südküste. Also muss ein 15 jähriges Mädchen die ganze Nacht allein in Mombasa verbringen, in Kenia ein Unding, von Aufsichtspflicht ganz zu schweigen.

Unser Schulbus hat einen wunderbar funktionierenden Geschwindigkeitsregler, aber als unsere Fahrer eine benötigte Lizenz einholen wollte, hieß es: nur mit Fahrtenschreiber.

Vor ein paar Tagen wurde unser Bus angehalten und der Fahrer aufgefordert, den Dachgepäckträger, auf dem unsere Pfadfinder immer ihre Sachen für die Camps transportieren, abzumontieren – und was dann?

Glücklicherweise besitze ich einen ausgeprägten Widerspruchsgeist und beschloss, erst mal eine Diskussion mit der Polizei zu führen. Das hat sich aber erledigt, der oberste Gerichtshof hat nicht nur die Gesetze ausgesetzt, sondern auch ein Verfahren gegen den Minister eröffnet, weil der eine einstweilige Anordnung des Gerichts einfach ignoriert hatte. Manchmal kann man in Kenia halt doch nicht machen, was man will.

6.Kalenderwoche von Inge

Rashid

Rashid ist einer unserer Mitarbeiter auf dem Compound der Diani Maendeleo Academy. Hauptsächlich leistet er landwirtschaftliche Arbeit und ist momentan mit dem Aufbau des Hühnerstalls sowie des Fischteiches beschäftigt.

Rashid ist selbst nie zur Schule gegangen und ist der englischen Sprache nicht mächtig. Um so erfreulicher ist es, mitzuerleben, welches Bewusstsein er für die Bedeutung von Bildung entwickelt hat. Denn seine Kinder leben derzeit noch bei seiner getrennt lebenden Frau, bei der sie nicht zur Schule gehen. Um dies zu ändern und seinen Kindern eine angemesse Bildung zu ermöglichen, hat Rashid nun rechtliche Schritte eingeleitet, um das Sorgerecht für seine Kinder zu erhalten. Er hat Kontakt zum örtlichen Chief-Office aufgenommen und seine Situation erklärt. Dies gewährte ihm das Recht, Erziehungsberechtigter zu werden.

Rashids Kinder können jetzt zu ihm ziehen und zur Schule gehen - eine Tatsache, die in Deutschland für notwendig und selbstverständlich angesehen wird. Für jemanden, der selbst keine Schulbildung erfahren hat, ist es ein großer Schritt zu verstehen, dass der Schulbesuch, besonders in Kenia, von existenzieller Bedeutung ist.

3. Kalenderwoche von Sarah

KCPE - Abschlussprüfungen an der Primary

Anfang Januar sind die langersehnten K.C.P.E. Ergebnisse veröffentlicht worden.

K.C.P.E. steht für „Kenyan Certificate of Primary Education“ und stellt die alljährliche Abschlussprüfung der 8. Klasse und somit der Grundschule dar. Mit der in dieser Prüfung erreichten Punktzahl können sich die 840 000 SchülerInnen nun bei weiterführenden Schulen (Klasse 9-12) #bewerben. Zu erreichen sind 500 Punkte, jedoch ist es utopisch und auch einkalkuliert, dass diese nicht erbracht werden können. Das beste Ergebnis wurde 2008 mit 460 Punkten erzielt.

In Kenia ist es üblich, dass die Ergebnisse ganz offen im TV und der Zeitung publiziert werden. Dort findet man dann die landesweiten Platzierungen der Top 100 Schüler sowie der Top Schulen. In unserem Kwale County in dem sich die Diani Maendeleo Academy befindet, haben sich zwar viele Schulen verbessert, es ist aber trotzdem immer noch eines der schwächsten Countys. Das mit Abstand beste County war Nairobi. Unter den rund 6000 SchülerInnen, welche die 400 Punkte-Marke knackten, kamen über 1000 aus Nairobi. Wenn man dann beachtet, dass Kenia in 47 Countys aufgeteilt ist, sieht man ein erschreckendes Ungleichgewicht.

Die oberen Ergebnisse halten sich konstant, doch im unteren Bereich sieht es immer schlechter aus. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, welche keine 100 Punkte erreichen, steigt - dieses Jahr waren es 10 000.

Es fehlte an den grundlegendsten Kenntnissen, welche eigentlich schon Teil der frühen Jahre der Grundschule sein sollten. Nun ist die Frage, wer diese steigende Tendenz zu verantworten hat. Sind es die Lehrmethoden und die Motivation der LehrerInnen oder die SchülerInnen bzw. deren Lebensumstände?

Zusätzlich erschreckend ist die Zahl der älteren SchülerInnen. Im Regelfall beträgt das Alter der K.C.P.E. AbsolventInnen 13 oder 14 Jahre. Jedoch waren 20% der diesjährigen TeilnehmerInnen über 17 Jahre alt. Dies zeugt entweder von später Einschulung, häufigem Sitzenbleiben oder auch vielen Unterbrechungen, da wohlmöglich der monetäre Aspekt für viele eine Hürde darstellt. Der Unterricht ist zwar mittlerweile umsonst, jedoch müssen auch der Schulweg, die Uniform und sämtliches Schulmaterial finanziert werden. Gerade in den ländlichen Gebieten und der Küste ist dieser Beitrag oft nicht möglich zu leisten.

650 000 SchülerInnen erreichten über 200 Punkte, somit ist für sie ein Übergang in eine weiterführende Schule theoretisch so gut wie gesichert. Für die restlichen 190 000 sollen verschiedene Maßnahmen wie berufliche Kurse bereitgestellt werden, sagte der kenianische Bildungsminister. Hoffentlich ist dies nicht wieder nur ein leeres Versprechen.

Wir, an der Diani Maendeleo Academy, sind derzeit auch fleißig dabei, die derzeitigen Absolventinnen für unsere Schule zu begeistern. So haben wir in den letzten Tagen alle Grundschulen der Umgebung besucht, um nach potentiellen neuen Schülerinnen Ausschau zu halten und diese dann einzuladen. Eingeladen wurden alle Mädchen mit einer Punktzahl über 230. Wir freuen uns auf die kommende Zeit und hoffen, diese Aktion bringt eine große Resonanz, sodass wir das neue Schuljahr bald mit einem vollen Klassenraum in Form 1 starten können.