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					52. Kalenderwoche von Julia	 
					 
					Transformator geklaut! 
					Es ist kaum zu glauben: Unbekannte haben in der Nacht von Freitag auf 
					Samstag den Transformator, der für Mwabungo und damit auch die Diani Maendeleo Academy zuständig ist, 
					geklaut! 
  
					Seit fast einer Woche ist dieser riesige Apparat nun schon verschwunden und es sieht momentan nicht so 
					aus, als würde die Gegend innerhalb der nächsten Tage wieder mit Strom versorgt werden können. Schon 
					seltsam, wenn man bedenkt, dass so ein Transformator einige 100 Kilogramm wiegt und auch nicht gerade 
					Hosentaschenformat hat- da muss wohl eine ganze Truppe samt LKW angerückt sein, um dieses Gerät in 
					Bewegung zu setzten! 
  
					Wer die Diebe waren und für wen unser Transformator in Zukunft arbeiten wird, steht in den Sternen. 
					Tatsache ist, dass wir ohne Strom nicht arbeiten können. Was bedeutet, dass jegliche Arbeiten, für die 
					ein Computer notwenig ist, von unserer Wohnung in Ukunda aus gemacht werden müssen. 
  
					Zu allem überfluss haben wir auch noch immer mit den ständigen Stromausfällen zu kämpfen, so dass dieser 
					Notfallplan noch lange nichts über das Resultat unserer Arbeit zu sagen hat. Schließlich stehen die 
					Praktikanten, am Ende des Tages, nicht selten mit einem ganzen Stapel handgeschriebener Zettel da. Diese 
					müssen dann, sofern es einmal wieder über einen längeren Zeitraum Strom gibt, mit dem Computer abgetippt 
					werden- was doppelte Arbeit bedeutet... 
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					50. Kalenderwoche von Julia	 
					 
					Von der Schulbank ins Gefängnis 
					Dieser Weg blieb unseren Schülerinnen der Form 4 glücklicherweise erspart. 
					Die KSCE (Kenyan Certificate of Secondary Education) Prüfungen 2009 sind an der Diani Maeneleo Academy, 
					wie in den meisten Schulen Kenias, ohne Probleme über die Bühne gegangen. Demzufolge werden unsere Mädchen 
					nur noch bezüglich der bevorstehenden Notenbekanntgabe im Februar auf die Folter gespannt.
   
					Anders sieht dies alledings an anderen Schulen aus. Wie schon in der Vergangenheit waren auch dieses Jahr 
					im Vorfeld der Examen wieder Kopien von Prüfungsbögen im Umlauf. Auf dem Schwarzmarkt in Nairobi wurden 
					diese für 30.000 ksh (umgerechnet ca. 300  Euro) verkauft. Die Echtheit dieser Bögen wurde vom Kenya National 
					Examination Council jedoch nicht bestätigt. Fünf Schüler wurden bis jetzt wegen Betrugs ins Gefängnis 
					gesperrt und weitere vier sind, seitdem Vorwürfe des Betrugs gegen sie laut geworden sind, auf der Flucht.
   
					Einige kleinere Probleme gab es an verschiedenen Schulen Kenias. Im Landesinneren startete ein 
					Erdkundeexamen eine halbe Stunde früher als erlaubt, in Nyamira erhielten einige Schulen zu wenige 
					Prüfungsbögen und in Nairobi fehlte es hier und da an Schreibwerkzeug. Außerdem hatten sich an einigen 
					Orten Abschlussschüler unter falschem Namen angemeldet. Weitere, die auch mit einer Gerichtsverhandlung 
					ihres Falls rechnen müssen, ließen sogar jemand anderen unter ihrem Namen zu einem Examen antreten. An 
					zwei Schulen in Nyanza und Gucha wurden rund 60 Schüler, vermutlich ohne eigenes Verschulden, von den 
					Prüfungen ausgeschlossen. Obwohl diese nach eigener Aussage die Prüfungsgebühren an die Schule gezahlt 
					hatten, veruntreute die Schulleitung die Gebühren und gab diese nicht an das Kenya National Examination 
					Council weiter. Was für ein Glück, dass Ingeborg Langefeld sich nicht mit dem Geld unserer Schülerinnen 
					über alle Berge gemacht hat! 
  
					Etwas erfreulicher lief es für zwei Schülerinnen, denen die Möglichkeit gegeben wurde, an KCSE Prüfungen 
					aus dem Krankenhausbett teilzunehmen. Sie legten ihre Prüfungen regulär ab und es bleibt auch für diese 
					beiden nur zu hoffen, dass sich das lange Warten und Bangen auf die Ergebnisse lohnt. 
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					 45. Kalenderwoche von Julia	
  
					Ein Bücherkauf mit Hindernissen... 
					Puh! Das war ein Tag...  Das Wetter meinte es mit Donat, mir und der 500 
					Pfund Spende des Kenyan School Projects nicht gut: Gerade als wir uns auf den Weg von der 
					Praktikantenwohnung nach Mombasa gemacht hatten, um neue Bücher für die Schulbücherei zu kaufen, begann 
					es wie aus Kübeln zu Schütten. Der Regen prasselte nur so vom Himmel und hatte in weinigen Minuten alle 
					Straßen unter Wasser gesetzt, so dass unser Matatu nicht nur einmal ins Schlittern kam.  
					Nach dem Motto: "Augen zu und durch" sind wir dann, glücklicherweise ohne auszurutschen, mit unseren 
					Regenschirmen bewaffnet auf die Fähre gestolpert und haben uns auf den Weg in die Innenstadt gemacht. 
					Dort angekommen, sind wir den größten Pfützen am Anfang noch ausgewichen, haben diese Idee dann aber im 
					Laufe des Tages verworfen, da es im Endeffekt zwischen einem nassen und einem triefend nassen Pudel 
					keinen merklichen Unterschied gibt.  
					Nachdem Inge die Einkaufsliste telefonisch ein duzend Mal erweitert hatte (ich glaube die Angestellten 
					des Buchladens haben mich spätestens nach dem 10. Anruf für total übergeschnappt gehalten) und unser 
					Budget von 500 Pfund erschöpft war, sind Donat und ich mit zwei riesigen Kartons voller Bücher, 
					Schreibutensilien und einem nigel, nagel, neuen Zirkelset für die Tafel in ein Tuc Tuc (moderne Form der 
					Rikscha) gestiegen und haben uns zur Fähre zurück kutschieren lassen.  
					Dort angekommen standen wir vor einem Problem: die Kisten waren einfach zu schwer für mich! Ich war 
					nicht in der Lage die Bücher zu tragen und Donat konnte unter keinen Umständen beide Kartons auf die 
					Schulter nehmen. Da musste ein Transporter her - in unserem Fall ein breitschultriger Kenianer mit 
					tätowierten Oberarmen, der die Bücher unversehrt, durch den noch immer anhaltenden Regen balancierte. 
					Gesagt. Getan.  
					Eine halbe Stunde später saßen Donat, ich und ca. 200 Bücher nass (die Bücher zum Glück nicht, da sie 
					im Gegensatz zu uns ein Regencape hatten) aber glücklich in einem Matatu auf dem Weg zurück zur Schule - 
					wo uns Inge und Pascalina schon mit großer Augen erwarteten... 
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					 31. Kalenderwoche von Gesche	
  
					Luxustag im Hotel 
					 An Lisas letzten Samstag hatten wir einen Luxustag im "Neptun", einem Hotel hier am Diani Beach. 
					Nach sechs Wochen in Kenia, in denen ich ein recht einfaches Leben geführt habe, war ich mit dem Luxus im Hotel fast ein wenig 
					überfordert.   
					Geschenkt wurde uns dieser Tag von dem Manager des Hotels höchstpersönlich. Dieser ist Mitglied in Inge's Rotary Club und wollte
					den Praktikantinnen der Schule eine Art "Danke schön" für die Vorträge zukommen lassen, die wir beim Meeting gehalten haben.    
					Dieses "Danke schön" fing mit einem traumhaften Mittagessen an, bei dem es zum Nachtisch frisches Obst gab, welches extra für 
					die Gäste vor Ort geschnitten wurde. Weiter ging es mit einem Nachmittag am Pool und Kaffee und Kuchen gegen vier. Kaffeezeit 
					wurde von singenden Grundschülern angekündigt, die mit eigener Choreographie um den Pool gelaufen sind und ein rhytmisches 
					"Tea time soon" gesungen haben. 
					Außerdem hatten wir auch unglaublich viel Glück mit dem Wetter und konnten den ganzen Tag an einem der drei Pools liegen 
					oder uns im Wasser erfrischen.  
					Obwohl der Luxus auch mal ganz nett war, ist es schon komisch, zu wissen, dass die ganzen Touristen hier her kommen, und nichts 
					von dem wirklichen Leben mitkriegen. Keiner sieht die Familien, die sich nicht über den ständigen Stromausfall oder das nicht 
					fließende Wasser aufregen, da ihre Häuser sowieso weder Elektrizität noch einen Wasseranschluss besitzen. 
					Zurück in meinem kenianischen Alltagsleben blicke ich auf einen netten Tag zurück, bin aber dankbar, nicht Tourist zu sein.  
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					  29. Kalenderwoche von Gesche	
  
					Mein erster Hausbesuch 
					 Die Schule macht regelmäßig Hausbesuche bei den gesponserten 
					Mädchen, um sich ein genaues Bild von der Lebenssituation machen zu können.  Mein erster Hausbesuch 
					war bei einem Mädchen aus der Form 2 (10. Klasse), deren Familie der Schule als sehr arm beschrieben 
					wurde. Da die finanzielle Situation aber immer ein wenig unklar und geheimnisvoll war, sollte der Sache 
					noch einmal nachgegangen werden.  
					Begleitet wurde ich bei diesem Hausbesuch von Moses, einem Kenianer, der für die Schule die Buchhaltung 
					macht. Als wir bei der Familie ankamen, wurde die Gartentür zu einem großen Haus geöffnet. Allerdings 
					wurden wir in eine ca. drei mal drei Meter große Hütte gleich nebenan geführt. Für mich sah die Hütte 
					eher aus wie eine Abstellkammer und ich war für einen Moment verwirrt. Die Mutter erklärte uns dann, 
					dass das Haupthaus dem Vermieter der Hütte gehört und sie diese Hütte und die sanitären Einrichtungen 
					nutzen dürfen, ohne Miete zu zahlen. Als Gegenleistung "unterstützt" die Mutter den Vermieter beim 
					Kochen und Wäsche waschen etc. 
					Der Fußboden war so uneben, dass man nicht einmal einen Stuhl hinstellen konnte, ohne dass dieser 
					wackelte - nicht dass es viele Stühle in diesem "Haus" gegeben hätte. Man schleppte kleine Hocker von 
					irgendwo an, damit wir uns setzen konnten. Ein Bett gab es auch nicht, nur einige dünne Laken, die auf 
					dem Boden lagen. Kleidung war auch nirgendwo zu sehen. Eigentlich gab es in diesem Haus gar nichts, was 
					man meiner Meinung nach zum Leben braucht. Und hier sollte eine 4-köpfige Familie wohnen? So richtig 
					vorstellen konnte ich mir das nicht. 
					Die Mutter entschuldigte sich, dass sie uns nichts anbieten konnte, aber die Familie hatte momentan 
					nichts, was man uns anbieten könnte. Sie hoffte, dass es nächstes Mal anders wäre. Die Familie lebt 
					von dem Gehalt des Vaters. Dieser hat nur Gelegenheitsjobs, im Moment arbeitet er als Askari (Wachmann) 
					und verdient damit 15 Euro in der Woche. Für die Familie ist das viel mehr, als sie in den vorherigen 
					Monaten zur Verfügung hatten. 
					Als wir die Familie verließen, war ich gedanklich noch ziemlich mit dem Besuch beschäftigt. Moses 
					Urteil war erschütternd."Lieber tot, als das!", waren seine Worte, als wir wieder im Auto saßen.  
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					     28. Kalenderwoche von Andreas
  
					Entlastung für Donat 
					Kassim, unser Vorarbeiter der Schule, ist jetzt stolzer Besitzer einer 
					Driver License. 
					Wir bemühen uns im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten, nicht nur den Schülerinnen bessere 
					Startbedingungen ins Leben zu ermöglichen, sondern auch unsere Arbeiter und Angestellten weiterzubilden 
					und zu qualifizieren. Natürlich steht dabei auch ein gewisses Maß an Eigeninteresse dahinter, 
					schließlich müssen wir dies gegenüber den Sponsoren in Deutschland verantworten können. 
					Bisher hatten wir das Problem, dass Donat, unser Fahrer, der einzige Beschäftigte der Schule war, der 
					den Schulbus fahren konnte. Das war riskant, bestand doch immer die Gefahr, dass er mal wegen 
					gesundheitlicher Probleme ausfallen könnte. Wie sollen dann die Mädchen zur Schule kommen?
					Nun wird sich Kassim mit Donats Hilfe noch ein wenig Fahrpraxis aneignen und wir haben dann eine 
					echte Vertretung. Natürlich hoffen wir, dass er trotz Qualifizierung zum Fahrer uns erhalten bleibt 
					und sich nicht eine neue Stelle sucht.   | 
				 
				
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					  	27. Kalenderwoche von Andreas
  
					Maendeleo goes öko!					 
					Das ist nicht neu. Maendeleo heißt nun mal auf Kiswahili Fortschritt. 
					Da kann die ökologie natürlich keines Falls außen vor bleiben.  Wer sich auf dem Gelände umsieht, 
					entdeckt diverse ökologische Lehrobjekte. ökologisch soll es sein, trotzdem muss es leicht und 
					möglichst kostenlos umsetzbar sein. Die Schule ist ein Multiplikator, überzeugt man die Mädchen von 
					den Erfolgen einzelner Projekte, so werden sie das zu Hause und in ihrer Umgebung weitergeben.  Lange 
					schon existieren die Tröpfchenbewässerungs-"anlagen" für neue Pflanzungen, hergestellt aus alten 
					Plastikflaschen, werden Abfälle zu neuem Humus kompostiert, wird streng darauf geachtet, dass niemand 
					Wasser verschwendet und haben die Wellblechdächer Regenrinnen, die das Regenwasser in schwarze 
					Tanks leiten.  Wellblechdächer sieht man viele in Kenia, selten sind Regenrinnen daran. Der 
					Kostenaufwand erscheint hier vielen zu groß, es wird oft nicht langfristig gerechnet. 
					Seit neuestem beschäftigen sich die Mitglieder des Interact-Club, das ist eine Arbeitsgruppe von 
					Schülerinnen, die vom Rotary-Club unterstützt wird und an unserer Schule aktiv ist, mit der 
					Regenwassersammlung von Makutidächern. Diese traditionellen Palmendächer sind weit verbreitet und 
					gerade die armen Bevölkerungsschichten können sich, selbst wenn sie wollten, kein Wellblech leisten. 
					Ein Abschluss an einer Secondary School bedeutet, dass das kenianische Abitur angestrebt wird, was 
					liegt also näher, als den Forschergeist der Schülerinnen anzustacheln. Sie bekamen die Aufgabe, mit 
					möglichst einfachen Mitteln ein System zu entwickeln, mit dem man möglichst viel und sauberes 
					Regenwasser von den Makutidächern auffangen kann.  Nach eingehenden Diskussionen stand es fest. 
					Leere Wasserflaschen, eigentlich Müll, werden das Problem lösen. Nach dem Sammeln der Flaschen, 
					wurden sie aufgeschnitten und zu Regenrinnen zusammen geklebt. Ein Brett am unteren Ende des Daches 
					gab den nötigen Halt.  Natürlich unterstützten Kassim, Harrison und der begeisterte und begeisternde 
					Lehrer Mr. Libondo den Aufbau.  Und was kommt in einer Schule, nach dem Versuchsaufbau? Aber ja doch, 
					alles wurde protokolliert. Akribisch wurden täglich die aufgefangenen Wassermengen gemessen und zu 
					Papier gebracht.  Während der Testreihen wurde über Verbesserungen nachgedacht. Irgendjemand 
					organisierte schließlich noch eine Plastikplane, die übers Dach gelegt, die aufgefangenen Regenmengen 
					stark erheute. Die Mädchen hat's gefreut, wollten sie doch möglichst viel Wasser auffangen, auch wenn 
					solch eine Plastikplane nicht ganz mit den Vorgaben einherging.  
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					  	27. Kalenderwoche von Andreas
  
					Wo ist Mr. Collins? 
					 Im Halbdunkel stehen dicht gedrängt hinter einem Tresen dutzende 
					Menschen deren Augen hell wach und ängstlich in Richtung Tür gerichtet sind. Sie verunsichern, aber 
					jetzt interessiert nur noch eine Frage: Wo ist Mr. Collins? 
					Wir saßen am Abend schon gemütlich auf der Terrasse, genossen den Feierabend und diskutierten ein neues 
					Projekt. Die Schule soll eine Regenwasserzisterne erhalten, um die schwarzen Plastiktonnen, die bisher 
					zur Sammlung des Regenwassers ihren Dienst taten, zu ergänzen. Das neue Gebäude hat inzwischen auch ein 
					Dach und der Regen rinnt ungenutzt ins Erdreich. 
					Als der aufgehende Mond den Hof beleuchtete, war allen klar, das wird ein ruhiger, angenehm milder 
					Abend, mit einem wunderschönen klaren Blick in den Himmel. Der Mond strahlte auch in Mr. Mungais 
					Gesicht, als er sich an Ramas' Haus vorbei schob und auf uns zukam. Was war los? Lehrer lassen sich 
					hier nur äußerst selten blicken. 
					Schnell saßen wir im kleinen Schulbus und versuchten, unser Adrenalin in den Griff zu bekommen. Inge 
					schnaufte vor Wut und fuhr sogar, um Zeit zu sparen, die steile Auffahrt hoch, über die hohe Kante, auf 
					die neu asphaltierte Straße. 
					Vor dem Gebäude hatte sich ein Menschenauflauf gebildet, alle wild gestikulierend, mit dem Wachmann am 
					Eingang diskutierend. Durch die offene Tür sah man die besorgten und verängstigten Gesichter hinter 
					diesem Tresen. 
					Inge ließ sich auf Diskussionen mit dem Wachmann an der Tür nicht ein. Forschen Schrittes betrat sie 
					den Vorraum, suchte einen freien Platz am Tresen und verlangte, in ihrer unnachahmlichen Art, ihren 
					Headmaster zu sprechen. 
					Der Polizeibeamte reagierte forsch und arrogant, also ließen wir ihn stehen. Dann sahen wir ihn endlich. 
					Zwischen den vielen verhafteten Menschen kämpfte sich der kleine Mr. Collins nach vorn. Ein Lächeln 
					huschte über sein etwas entstelltes Gesicht, als er uns auch erkannte. Wir haben ihn gefunden, stellten 
					wir erleichtert fest. Aber was war passiert? Weshalb verhaftet man unseren Schulleiter? . Das wird 
					geklärt! 
					Inge ließ sich auf Nachfragen der Polizeibeamten gar nicht erst ein und verlangte sofort den 
					verantwortlichen Leiter zu sprechen. Und der kam sofort! Er führte uns in sein Büro und erklärte 
					umständlich, dass es eine Morddrohung gegen einen Mzungu (Kiswahili: Weißer) gegeben hätte. Die 
					Polizei musste handeln, also handelte sie, wie es in Kenia üblich ist. Sie umstellte das Gebiet, in 
					dem der potenzielle Täter vermutet wurde und verhaftete alle Kenianer, die sich darin aufhielten. 
					Inzwischen war auf unser Drängen Mr. Collins ins Büro des Chefs geführt worden und durfte sich sitzend 
					noch mal zu dem Sachverhalt äußern. Soweit war alles klar. Aber warum war das Gesicht geschwollen? 
					Warum war die Lippe aufgesprungen? 
					Inge fragte energisch nach. Der Polizeichef erzählte irgendetwas von minimaler Gewaltanwendung. Die 
					Polizei setze nicht mehr Gewalt ein als unbedingt nötig. Mr. Collins muss sich seiner Meinung nach g
					ewehrt haben und deshalb war es nicht anders möglich, als ihn minimal zu schlagen. 
					Inge konnte nicht mehr an sich halten, als sie erbost meinte, dass Mr. Collins Darstellung ja wohl 
					anders aussähe. Seine lapidare Antwort war nur, dass sie ja wohl nicht dabei gewesen wäre. Antwort: Er 
					aber auch nicht und sie vertraue ihrem Schulleiter, den sie als friedfertigen Menschen über viele 
					Jahre kennt. 
					Wir durften endlich gehen, mussten uns aber noch von einem Polizeibeamten anhören, dass Mr. Collins 
					selber schuld sei. Mit solch einem T-Shirt und den langen Haaren läuft man als Headmaster doch nicht 
					rum. Da war sie endlich raus, die eigentliche Ursache, die zu den übergriffen auf unseren Schulleiter 
					geführt haben dürfte. 
					Wir ließen die wartende Menge hinter uns, die Menge der Angehörigen, die hofften, ihre Männer, Väter, 
					Söhne oder Brüder abholen zu können. Als wir gingen spürten wir die traurigen Blicke der Angehörigen 
					und auch der Verhafteten. Ihr Problem stand ihnen vor Augen: Sie waren nicht weiß oder hatten keine 
					weißen Freunde . 
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					  26. Kalenderwoche von Lisa
  
					Häuser ohne Fenster, Street Life und der Finanzbericht für 2008	 
					Seit knapp einer Woche bin ich jetzt in Kenia und möchte versuchen, 
					meine ersten Impressionen darzulegen.  Meine ersten Eindrücke, nur welche von den vielen Bildern, 
					Gerüchen, Geräuschen und Fakten, die täglich auf mich einprasseln, soll ich hier beschreiben? 
					Und das mit dem einprasseln meine ich nicht nur im übertragenen Sinne, sondern ganz wörtlich: 
					Kenianische Häuser sind Häuser ohne Fenster. Sehr ungewohnt erst mal, aber den Temperaturen e
					ntsprechend durchaus sinnvoll. In Kombination mit der sehr engen kenianischen Bauweise aber auch mit 
					Nebenwirkungen verbunden: man bekommt das Leben des Nachbarn hautnah mit. Nun ja, zumindest wohl die 
					Kenianer untereinander, ich verstehe vom Streit auf Kiswahili kein Wort. Essensgerüche, die Musik und 
					das Stimmengewirr aus einer Bar, Kindergeschrei nachts um 3 und das Krähen eines Hahnes direkt unter 
					meinem Fenster ab morgens um 5 dringen jedoch ungefiltert zu mir vor. 
					Meine ersten Eindrücke "In Kenia wirkt alles improvisiert und halb fertig" Häuser, Autos, 
					Inneneinrichtung, Schulbetrieb. Sehr viele Menschen können zumindest ein paar improvisierte Brocken 
					deutsch, vor allem, wenn sie dir etwas verkaufen möchten. Als Frau, unterwegs mit einem Mann, wirst du 
					knallhart ignoriert oder zumindest mal nicht angesprochen. Gekocht wird öffentlich in den schmalen 
					Gängen zwischen den Häusern.  In der Sportart "Touristen ausnehmen" sind Kenianer sehr findig: auch 
					wenn man im Restaurant extra die Speisekarte verlangt wegen den Preisen, wird versucht einem 
					weiszumachen, dass das Essen heute 350 statt den angeschriebenen 250 Ksh. kostet. Dass dasselbe Essen 
					in Mwabungo noch mal ein Zehntel von dem kostet, was in Ukunda verlangt wird, ist noch mal etwas 
					anderes. 
					Den Verkehr würde der frisch eingetroffene Europäer schlicht als halsbrecherisch bezeichnen. Bei meiner 
					ersten Fahrt in Donats Schulbus, der Krach macht wie ein Herde Elefanten und genauso wackelt, war mein 
					einziger Gedanke, wie überlebe ich das bloß? Alle auf den Straßen rasen wie von James Bond persönlich 
					verfolgt, die Fahrzeuge sind aber kaum als fahrtüchtig zu bezeichnen, sie erscheinen vielmehr wie 
					schrottreife Blechdosen, an die irgendein Verrückter Räder und - ganz wichtig - eine, oder auch mehrere 
					Hupen geschraubt hat. 
					Dunkle, stinkenden Abgaswolken hinterlassende LKW's liefern sich Rennen mit klapprigen Bussen und 
					Matatus (Sammeltaxis), die meist noch mit offener Tür losfahren. Zwischendrin Ziegen, Hunde, Hühner, 
					Leute mit Handkarren und Wasserverkäufer, sowie ganze Völkerwanderungen an Fußgängern, vor allem nach 
					Einbruch der Dämmerung.  
					An den Straßenrändern gibt es von Mangos und Ananas über T-Shirts, CD's und 
					Gürtel bis hin zu Plastikgeschirr fast alles Mögliche und Unmögliche zu kaufen. 
					Fließend Wasser haben wir im Moment nicht, da die Wasserwerke ihre Stromrechnung nicht bezahlt haben 
					und die Elektrizitätswerke ihnen dann kurz entschlossen den Saft abgedreht haben. Gut, für die Mehrheit 
					der Kenianer macht das ohnehin keinen Unterschied, da sie ihr Wasser aus irgendwelchen Brunnen, wenn 
					nicht gar dreckigen Wasserlöchern holen. Kaum zu fassen, aber sie trinken das tatsächlich! während 
					ich mich mit dem Wasser, das wir nun täglich mit Kanistern aus irgendwelchen Brunnen holen, am 
					liebsten nicht mal waschen möchte. Aber das teure Trinkwasser kommt dafür natürlich nicht infrage. 
					Man lernt, sich zu arrangieren, obwohl natürlich alles komplizierter wird. Geschirrabspülen, 
					Wäschewaschen genauso wie Händewaschen - ganz neue Körpertechniken werden notwendig. Die kenianische 
					Art der Toilette ist dem europäischen Klo in solchen Situationen eindeutig überlegen. Kenianisch 
					bedeutet, ein Loch im Boden, ganz tief, und oben zwei Tritte, auf die man sich stellt. Vorteil: es ist 
					tief, man sieht nichts, hört nur bisschen was, und riecht auch nichts. Unser Wasserklo in der 
					Praktikantenwohnung funktioniert mit Wasser aus dem Kanister dagegen nur mangelhaft. 
					Was erwartete mich an Arbeit? Nun, erwartet hatte ich das jedenfalls nicht. In meiner ersten 
					Praktikumswoche stand der Jahresabschluss 2008 an. Ein einziges Chaos. Hunderte einzelner Blätter, 
					Belege, Ordner voller "kenianischer Quittungen" (=Papierfetzen), die sortiert und in Exceltabellen 
					eingegeben werden sollten. 
					Ganze handschriftlich verfasste Bücher gibt es über die Bezahlung von School Fees und Transport Fees. 
					Sie werden in Kleinstbeträgen abgestottert, kaum jemand zahlt den Trimesterbeitrag (stolze 5500 Ksh, 
					ca. 55 Euro) komplett und auf einmal. Das wundert nicht, wenn man sich vergegenwärtigt, dass man an 
					kleinen Kiosks usw. bereits mit 1000er Noten gar nicht mehr bezahlen kann, da niemand genug Wechselgeld 
					dafür hat - 5500 Schilling sind also eine ganze Menge für arme Familien. 50% der Mädchen haben jedoch das Glück, gesponsert zu werden.
					Wenn man die Bücher durchgeht (die ebenfalls in Exceltabellen übertragen werden müssen), wird einem 
					klar, warum die Schule durchgehend rote Zahlen schreibt: bis auf die gesponserten Mädchen haben alle 
					z.T. erhebliche Schulden. Meist werden die gar nicht zurückgezahlt: sobald ein Mädchen in Term 4 
					(der Abschlussklasse) zum Endjahresexamen angemeldet ist, hören die Zahlungen auf.  
					Es wurde deshalb 
					eingeführt, dass Mädchen, die ihre Schulden nicht zumindest ansatzweise begleichen, wieder heim 
					geschickt werden, und nicht am Unterricht teilnehmen dürfen. Die beste Lösung ist natürlich, wenn sich 
					ein Spender für sie finden würde. 
					Soweit meine ersten Erlebnisse in Kenia. Noch sechs weitere Wochen liegen vor mir und ich freue mich 
					auf spannende Erfahrungen und interessante Arbeit.
					Viele Grüße aus Kenia, Lisa   | 
				 
				
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					  17. Kalenderwoche von Ingeborg Langefeld 
  
					Registrierung mit Hindernissen oder: Ein gebrochenes Bein kann auch nützlich sein. 
					Seit Anfang letzten Jahres bemühe ich mich um die endgültige Registrierung der Schule. Erst war wegen der 
					Unruhen nach den Wahlen nichts zu machen, dann würde der Distrikt geteilt und wir kamen zu Msambweni, dort waren 
					aber noch keine Mitarbeiter. Also wurden wir an den alten Distrikt verwiesen, der zuständige Sachbearbeiter war 
					aber gerade versetzt worden. Nachdem die Stelle neu besetzt und der neue Sachbearbeiter geschult worden war, hieß 
					es dann, nun sei doch der neue Distrikt zuständig. Im August erreichte ich endlich den nun zuständigen 
					Regierungsbeamten im District Education Office (DEO). Im September wurde die Schule inspiziert. Dann passierte 
					trotz wiederholter Nachfragen lange nichts. Auf meine Fragen hörte ich stets, wir hätten alles eingereicht, was wir 
					brauchen. Im Februar hat das District Education Board (DEB, Entscheidungsgremium auf Distriktebene) dann endlich 
					der Registrierung unserer Schule zugestimmt. Seitdem hörte ich, wir bekommendie Sachen bald. Die endgültige 
					Genehmigung wird von Erziehungsministerium erteilt.
  
					Seit Anfang der letzten Woche sollte ich die angeblich fertigen Unterlagen abholen, die dann nach Nairobi 
					mussten, jeden Tag, wenn ich dort ankam, hieß es, sie sind noch nicht fertig. Am Mittwoch meinte ich dann, man 
					sollte alles fertig machen, ich käme dann in den nächsten Tagen vorbei, ich hätte auch noch andere Aufgaben. Man 
					stimmte dem Vorschlag zu.  
					Am gleichen Abend lächelte mich ein Mann auf der Straße an, ich lächelte zurück, wir kamen ins Gespräch und ich 
					erzählte ihm, dass ich eine Schule habe. Sein Kommentar, er habe den ganzen Tag Formulare unterschrieben von Schulen, die 
					die Registrierung beantragt hätten, ob ich dabei sei? Er ist der neue County Council Clerk (so etwas ähnliches wie der 
					Geschäftsführer eines Landkreises). Nachdem ich ihm erzählte, dass ich noch auf die Papiere vom DEO warte, meinte er, dann 
					hätte ich ein Problem, die Deadline sei Montag, danach könnten meine Schülerinnen nicht mehr fürs Examen registriert werden, 
					etwas, was wir vor Monaten beantragt hatten. Als ich am nächsten Morgen beim DEO anrief, sagte man mir nur lapdar, 
					das sei wahr.  
					Als ich ziemlich wütend hinfuhr, um die Papiere zu bekommen, erfuhr ich, dass ich neben der Unterschrift meines 
					neuen Bekannten, den der Himmel geschickt haben muss, auch noch einen Gesundheitsreport brauche. Meine Papiere bekam ich immer noch nicht, weil man wohl geschlampt hat und das DEB gar nicht hätte zustimmen dürfen, ohne das alles komplett ist. Man wisse aber, was zu tun sei, falls ich die Frist verpasse (Diese Verzögerungstaktik ist typisch, man soll "motiviert" werden, zu zahlen, um die Sache zu beschleunigen.) Die Gesundheitsinspektoren waren sofort da, der Report wurde Freitagmorgen fertig, den Hinweis auf "Kiti Kidogo", eine kleine Zahlung, habe ich diskret überhört, allerdings die Inspektoren zum Mittagessen eingeladen, nachdem sie alles stehen und liegen gelassen und ihre Mittagspause geopfert hatten, um uns zu helfen.  
					Weitere Nachbohren bei der Schulbehörde ergaben, dass ich noch zweiFormulare brauchte, die natürlich weder 
					unterschrieben noch auffindbar waren. Irgendwann fanden sie sie dann doch. Als ich dann den County Council Clerk, meinen neuen Bekannten, anrief, war der schon fast auf dem Weg nach Mombasa. Wir haben uns dann an der Kreuzung nach Kwale getroffen und er hat die Formulare unterschreiben. Manchmal geschehen eben doch Wunder.  
					Sonntagabend ging es dann mit einem bandagierten Bein und einer Krücke, da mein Beinbruch noch Probleme macht, 
					sowie mit meinen Papieren im Bus nach Nairobi. Als ich Montagmorgen um halb neun im Ministerium ankam, fiel mir mit Schrecken ein, dass ich keinen Ausweis mitgenommen hatte, da man mir bei einem früheren Aufenthalt die Handtasche gestohlen hatte und die Wiederbeschaffung meiner Papiere mehr als mühselig war. In einen Ministerium bekommt man aber einen Besucherpass und muss dafür den Ausweis hinterlegen. Offenbar sah ich mit meiner Krücke so harmlos und so leidend aus, dass man mir die Zimmernummer nannte und mich so durchließ.  
					Oben angekommen, fand ich mehrere Leute vor mir. Es gab eine Liste, in die wir uns der Reihe nach eintrugen, 
					ich war Nummer 12. So weit so gut - dann brach das Chaos aus: Es kamen immer mehr Leute; nachdem die erste Liste 
					voll war, begann man eine zweite und keiner wusste, welcher Liste man folgen sollte; es gab kaum Sitzplätze; einige 
					Neuankömmlinge gingen einfach durch; es gab nur eine Sachbearbeiterin (Großraumbüro) usw. Schließlich stand ich auf und schlug vor, das Ganze entsprechend den Listen zu organisieren und die Leute aufzurufen. Dem Vorschlag folgte man dann auch, mich brachte man inzwischen zu einem Stuhl in der Nähe der Sachbearbeiterin. Diese bearbeitete gerade den Antrag eines Mannes, der sich einfach an den Wartenden vorbeigedrängelt hatte. Der Abteilungsleiter forderte ihn auf, sich hinten anzustellen. Ich sei schon seit Stunden da, ganz offensichtlich behindert und jetzt an der Reihe. Meine Proteste, es seien noch zwei Leute vor mir, wurden ignoriert.  
					Ich legte meine Papiere vor und die Sachbearbeiterin, meinte, es würde einiges fehlen. Glücklicherweise hatte 
					ich nach den Erfahrungen bei der Schulbehörde vorsichtshalber alles eingepackt, was ich beim Erstantrag gebraucht hatte und so konnte ich alles vorlegen. Dann suchte man unsere Akte -- Fehlanzeige. Also wurde eine neue Akte angelegt. Anschließend teilte man mir mit, ich müsse am Nachmittag wiederkommen, um die Bestätigung, dass mein Antrag eingegangen sei, zu erhalten und zur Examensbehörde zu bringen.  
					Völlig geschafft rief ich meine Schwägerin an und ging mit ihr zum Mittagessen, eigentlich ein gutes Lokal, am 
					Nachbartisch saß der Regierungssprecher. Plötzlich gab es Unruhe unter den Kellnern, einer trat nach etwas, dieses Etwas traf mein Bein. Als ich nach unten schaute, sah ich zwischen meinem Bein, dem Tischbein und meiner Krücke eine Ratte -- man kann auch mit einem angeknacksten Bein kreischend in die Höhe springen. Das Tier wurde dann irgendwie nach außen gejagt, die anwesenden Kenianer kümmerte das wenig.  
					Anschließend ging es zurück ins Ministerium. Dort hatte man inzwischen alles im Griff, ich bekam meine 
					Bestätigung, allerdings lag die Examensbehörde weit weg und war vor Büroschluss nur mit Taxi zu erreichen. Wir 
					teilten uns die Taxikosten zu mehreren. Dort machte man mir aus Mitleid eine Kopie, da man einsah, dass ich mit 
					meinem Bein nicht mehr in einen Copy-Shop laufen konnte -- und unsere Mädchen konnten registriert werden.  
					Ich fuhr zurück in den Stadtteil, in dem die überlandbusse abfahren, buchte ein Ticket, bestieg abends um 9.30 
					Uhr den Bus und wurde morgens um 7.00 Uhr fast vor meiner Haustüre (ich wohne in der Nähe der Hauptstraße) abgesetzt. 
					Danach wollte ich nur noch eins -- duschen und schlafen.  
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					  7. Kalenderwoche von Andreas 
					 Unterricht No 2 
					Eigentlich sollte es seit Beginn des Schuljahres, seit Anfang Januar, meine Samstagsaufgabe sein - 
					Computerunterricht in der Form 4, der Abschlussklasse zu geben. 
					Computer sind ausreichend vorhanden. Sie sind eine Spende einer Realschule aus Deutschland, die es geschafft 
					haben, trotz aller Widrigkeiten, die Geräte per Luftfracht nach Kenia zu bewegen. Dort wurden sie dann von Inge mit 
					ihrer unnachahmlichen Art, wie immer ohne einen "Bob" zu zahlen, aus der Höhle des Schmiergeldlöwen entführt.  
					Diese Geräte sind zwar für deutsche Verhältnisse nicht mehr zeitgemäß, erfüllen hier aber gut ihren Zweck. Mit 
					ihnen kann man hier Computerkenntnisse Schülerinnen vermitteln, die noch nie ein Keyboard bedient haben und die 
					sich über den Namen "Maus" für das Plastikding mit Schnur köstlich amüsieren.  
					Aber auch einfache Geräte funktionieren selbst hier in Kenia nicht ohne Strom. Eine etwas spät bezahlte 
					Rechnung an die Stromgesellschaft führte dazu, dass die Schule einfach vom Netz genommen wurde. Normaler ist das 
					durchaus unüblich, warten die Stromversorger doch sonst noch die nächsten zwei Rechnungen ab, bevor etwas 
					unternommen wird. Und die Schule bezahlt immer ansonsten pünktlich. Die verspätetet bezahlte Rechnung, über 500 
					Ksh (5  Euro), war ein Ergebnis von Inges Deutschlandaufenthalt und dem darauf folgenden Beinbruch. Hinzu kamen noch 
					die Feiertage über Weihnachten, sodass Kassim eines Tages kurz vor Silvester meldete: "There is no power in 
					school!" 
					Die Rechnung war inzwischen längst beglichen. Es galt nun das Unternehmen dazu zu bewegen, den Vorgang 
					rückgängig zu machen. Aber so schnell sie auch beim Abschalten des Stroms waren, so lange dauerte es dann, ihn 
					wieder anzuschalten. Die nächste Rechnung wurde eine der niedrigsten in der Geschichte der Diani Maendeleo Academy. 
					Es half auch nicht, sich auf Inges guten Kontakten zu einem Mitarbeiter zu verlassen. Der Strom blieb bis Anfang 
					Februar weg.  
					Als Strom plötzlich wieder zur Verfügung stand, brach erstmal Hektik aus. Für den Unterricht mussten 
					ausreichend Computer zum Laufen gebracht werden. Sie waren jetzt längere Zeit nicht in Betrieb und die Elektronik 
					kann mit den tropischen Bedingungen nicht sonderlich gut umgehen. Ein voller Tag angestrengter Arbeit war nötig, 
					um die Rechner zu überprüfen, zusammenzustellen und die notwendigen Programme zu installieren. Gegen Abend konnte 
					ich sie mit Donat, unserem treuen Schulbusfahrer, noch schnell zur Schule fahren. Ein Aufstellen war jetzt nicht 
					mehr möglich, die Schülerinnen warteten schon und wollten mit dem Bus nach Hause.  
					Am Samstag, dem 07.02., war es dann endlich soweit. Ich schwang mich morgens auf mein immer noch blinkendes 
					neues Fahrrad und fuhr unter Jambo, Jambo Rufen von den Kindern Ukundas und vielfachem Schmunzeln der Erwachsenen 
					in Richtung Schule. Ein Mzungu auf einem Fahrrad und dann noch mit solch einem Rad! 
					Die Computer waren schnell aufgebaut und haben den Transport am Abend auch gut überstanden. Viel Zeit, meinen 
					Körper nach der Radtour und dem Computeraufbau herunterzukühlen, blieb nicht. Erwartungsfrohe Mädchenaugen schauten 
					schüchtern zur Tür herein und wollten unbedingt gleich loslegen. Sie waren kaum zu bremsen und wissbegierig, wie 
					diese Kästen denn funktionieren, von denen sie schon gehört, die sie aber noch nie vorher berührt haben. Input, 
					Output, Keyboard, CPU, Desktop, ein Plastikding mit Schnur, das Maus heißt. sie sogen alles interessiert in sich 
					auf und waren ungeduldig, endlich den Knopf drücken zu dürfen, welcher ihren Computer zum Laufen bringt.  
					Es war eine schöne und interessante Erfahrung, wissenshungrigen Schülerinnen bei den ersten Gehversuchen am PC 
					schützend und helfend zur Seite zu stehen, auch wenn die Zeit letztendlich für nicht viel mehr als für einfache 
					übungen im Umgang mit der Maus reichte. Angenehm berührte mich dann auch das abschließende "Thank you teacher!", 
					das nicht eingelernt daher kam, sondern überzeugend wirkte.  
					Nach den beiden Stunden setzte ich mich wieder auf mein Rad und fuhr zurück nach Ukunda. Diesmal, anders als 
					bei meiner Ankunft in der Schule, wurde ich auch von den Schülerinnen der Maendeleo Academy bemerkt - es war gerade 
					Pause. Das Verhalten aber war das Gleiche wie in Ukunda. Nachdem ich entdeckt wurde, strebten alle zum Fenster, 
					kicherten, riefen "Good bye" und hielten sich prusteten die Hand vor den Mund. Ich bin weiß Gott nicht der einzige, 
					der mit einem solchen Fahrrad unterwegs ist, aber wohl der einzige Weiße. Ein Mzungu fährt in einem Auto oder 
					zumindest mit einem 21-Gang Mountainbike. Schön zu wissen, dass ich das Klischee nicht erfülle.		 
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					  5. Kalenderwoche von Jana Biemelt 
					Maismehl - ein knappes Gut 
					Gerade in Kenia angekommen und noch staunend über die unterschiedlichsten und kuriosesten Dinge, die einem hier 
					begegnen, unterhalte ich mich mit Inge Langefeld über den geplanten Verlauf meines Praktikums, als Dr. Philip, ein 
					ortsansässiger Arzt, des Weges kommt. Dieser erzählt uns, in eher nüchternem Ton, dass es in ganz Ukunda kein 
					Maismehl mehr gibt.  
					Zunächst halte ich das für nichts Ungewöhnliches. Den Ernst der Lage erkenne ich erst, als Inge Langefeld mich 
					sofort in den Supermarkt nebenan schickt, um zu schauen, ob es dort noch Maismehl zu kaufen gibt. Dies ist 
					allerdings nicht der Fall und sie muss daraufhin kurzfristig das Mittagessen der Schülerinnen in ein Reisgericht 
					ändern.  
					In den nächsten Tagen sehe ich Menschenmassen vor dem zentralen Maismehldepot in Ukunda stehen, die alle 
					versuchen, zumindest einen kleinen Vorrat von dem knappen Gut zu erhalten. Verschärfend kommt hinzu, dass man 
					Maismehl nur bekommt, wenn man mindestens zwei Säcke à 24 kg kauft, was für eine einzelne Familie kaum finanzierbar 
					ist.  
					Bis zum heutigen Tage hat sich die Situation nicht wesentlich entspannt, es gibt zwar manchmal wieder Maismehl 
					in Ukunda zu kaufen, allerdings mit einer Preissteigerung von 20%, was in etwa 20 Euro Cent entspricht (nachdem 
					der Preis seit Anfang 2008 bereits um 30% gestiegen ist). Dieser Betrag mag für europäische Verhältnisse 
					verschwindend klein sein, betrachtet man aber die finanziellen Möglichkeiten der kenianischen Bevölkerung und 
					bedenkt, dass Maismehl das Grundnahrungsmittel Nr.1 in Kenia ist, grenzt die Maismehlknappheit schon an eine 
					Katastrophe.  
					Es ist zu vermuten, dass sich die Lage erst wieder nach der nächsten Ernte im September entspannt. Das trifft 
					natürlich auch unsere Schule. Gestern haben wir jemanden losgeschickt, der sich einen ganzen Tag in der Schlange 
					am Depot angestellt hat - erfolglos. Also heißt es weiter nach teurem Ersatz suchen.  
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					  4. Kalenderwoche von Andreas 
					Der Jahresabschluss 
					Jetzt sinken die Temperaturen langsam auf ein erträgliches Maß. Auf der Veranda meiner Praktikantenwohnung weht 
					noch der Rest des einschlafenden Passatwindes. Am pechschwarzen Himmel blinken hell die Sterne. Aus dem drei Meter 
					entfernten Nachbarhaus vor mir dringen laut die Geräusche einer afrikanischen Familie, die mit ich weiß nicht wie 
					vielen Personen und mit einem Fernseher ihre Wohnung bewohnt. Hinter mir erklingt der sich ständig monoton 
					wiederholende Gebetsgesang in einem Andachtsraum, der gelegentlich in Schluchzen und Jammern übergeht.  
					Plötzlich alles schwarz und still. Ein Stromausfall macht nicht nur alles stockdunkel, sondern stoppt auch 
					plötzlich die Geräusche. Der Gesang hört augenblicklich auf. Einzelne Matatus (Sammeltaxis) auf der Straße und die 
					Familie, die in leiser Betriebsamkeit nach einer Kerze sucht, sind das Einzige, was ich noch höre. Das kommt nach 
					diesem Tag wie gerufen - ein Moment der Ruhe und der Besinnung ...  . 
					Der Tag begann um halb sieben mit einem Kaffee, den kühlen Morgen und eine Zigarette, zum langsamen 
					Hochfahren des Körpers, genießend, im Korbstuhl auf der Veranda. Ab sieben war dann auch der Laptop dabei. Wir 
					mussten heute fertig werden!  
					Seit zwei Tagen arbeiteten wir schon an den Dankschreiben und Spendenquittungen für alle, die mit einer Geld-, 
					Sachspende oder einer Patenschaft die Entwicklung der Schule fördern. Die letzten Tage waren wir damit beschäftigt, 
					alles zu sortieren, die Spendenquittungen auszustellen und die Danksagungsschreiben zu formulieren. Heute musste 
					nur noch alles ausgedruckt werden und eingetütet zur Gabi gebracht werden, die alles mit nach Deutschland nehmen 
					würde. . Gabi hat die Briefe immer noch nicht! . 
					Bei Kaffee und Zigarette auf der Veranda hatte ich die Dateien soweit fertig, dass ich mit Hilfe von Inge und 
					ihrem kolossalen Gedächtnis eine Stunde lang alles noch mal durchgehen konnte - Inge auf ihrem Sofa, das 
					eingegipste Bein hochgelegt, denkend, grübelnd und hoch konzentriert. Zwischendurch wurde Donat mit allen möglichen 
					Aufgaben betraut - er ist ein Schatz, zwar manchmal Mr. Vorsichtig aber immer Mr. Zuverlässig. Dann endlich, der 
					Moment, den man normalerweise als Abschluss der Arbeit herbei sehnt - der Befehl an den Computer: "Print!". Aber: 
					Hightech in den Tropen neigt gelegentlich zu totaler Arbeitsverweigerung!  
					Wir brauchten eine weitere Stunde, um einzusehen, dass wir Streikbrecher einsetzen mussten, wollten wir alles 
					noch fertig stellen. Streikbrecher sind teuer und wenig zuverlässig. Inge quälte sich mühsam mit ihren Krücken in 
					den Bus und Donat fuhr uns in Richtung Beach. Bei Jeff sollte ein Ausdruck nur 10 KSH kosten. Nach drei Ausdrucken 
					war die Patrone leer und keine neue zur Hand. Wir wussten, jetzt wird es deutlich teurer, denn in den anderen 
					Cybercafes verlangen sie mittlerweile 20 KSH pro Seite.  
					Zunächst mussten wir aber zur Schule. Dort wartete seit einer Stunde eine Mutter, die zwar für den Morgen 
					bestellt war, aber erst um 12.00 Uhr erschien. Ein ernstes Gespräch mit der Mutter, dann noch mit Mdm. Theresa, 
					einer Lehrerin der Maendeleo Academy - Inges Bein schwoll zunehmend an und die Schmerzen nahmen zu.  
					Von der Schule zurück nach Ukunda zu den teuren Streikbrechern, die in unserem Lieblingscybercafe nach 30 
					Seiten die Fronten wechselten und ihren Dienst aufgaben. Inge postierte sich im African Pot und funktionierte als 
					Denk- und Schaltzentrale. Im Cybercafe rotierten die Angestellten, um den anderen Drucker zu überreden, wieder zu 
					arbeiten. Ohne Erfolg!  
					An dieser Stelle noch ein wichtiger Zusatz zur Einsteinschen Relativitätstheorie: Im Cybercafe vergeht die Zeit 
					langsamer, als mit dickem eingegipsten Fuß vor dem Cybercafe. Während Inge ihre Schmerzen kaum noch kontrollieren 
					konnte, versuchte ich meine, in den letzten vier Wochen versuchte Angewöhnung an die afrikanische Gelassenheit 
					aufzugeben und auf die Tube zu drücken. Donat wurde hin und her geschickt, um nachzufragen, ob ich ein Problem 
					hätte, und mein Handy klingelte, wo ich bleibe . Der Tag war noch lange nicht zu Ende!  
					Nachdem auch im dritten Cybercafe kein Erfolg abzusehen war, hier waren die Computer maßlos überlastet, 
					beschlossen wir, unser Glück bei Dennis zu versuchen und ihn zu überreden, das alles auf seinen Druckern 
					auszudrucken. Dennis, ein deutscher Unternehmer, der sich an der Beach ein Safari-Unternehmen (DM Tours) trotz 
					aller Widrigkeiten aufgebaut hat, half schon oft der Maendeleo Academy und auch diesmal war auf ihn Verlass. Bis 
					auf wenige Seiten, hatten wir alles zusammen zum Eintüten. Es war wie verhext - aber auch bei Dennis versagten 
					die Drucker nach einer Weile.  
					Gegen 20.00 Uhr endlich die Dusche. Mit Gabi war alles besprochen, sie bekommt morgen um neun die Briefe, 
					um sie nach Deutschland zu transportieren und - die Briefe waren fertig!  
					. Der Stromausfall ist vorbei. Ukunda lärmt wieder. Der Fernseher strahlt irgendwelche Filme für die Familie 
					aus. Das Schwitzen ist vorbei. Von der eiskalten Bierflasche laufen dicke Tropfen Kondenswasser in Bächen auf 
					mein T-Shirt - eine leichte Briese, die schwarze Nacht, die hell funkelnden Sterne . Es gibt keinen Platz auf 
					Erden, an dem ich diesen Tag lieber hätte verbringen mögen!  
					 
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