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					 43. Kalenderwoche von Ingeborg Langefeld
  
				    ... und das vor Weihnachten 
					  	 
					    Vor ein paar Tagen kam ich zurück nach Kenia. Nachdem ich die Umstellung 
						halbwegs verkraftet und die wichtigsten Dinge in der Schule erledigt hatte, fühlte ich mich 
						Montag fit genug, nach Mombasa zu fahren. Dort war einiges zu tun. Leider kam ich nie an.  
					    Mit hunderten von Menschen wartete ich in Likoni darauf, auf die Fähre gelassen zu werden. 
						Ich befand mich unter den letzten ca 30 Personen, die durchs Tor durften. Zügig gingen wir 
						auf die Fähre zu. Leider bearbeitete gerade jemand die Straße zur Fähre mit einer 
						Kalklösung, die gegen Algen sein sollte, es war alles etwas glatt. Durch die vielen Menschen, 
						die vor uns auf die Fähre geströmt waren, war die Metallrampe, durch die man die 
						Fähre betrat, ebenfalls glitschig. Alles wäre gut gegangen, aber leider beschloss der 
						Kapitän, schon loszufahren, während wir noch auf die Fähre liefen. Das war mein 
						Unglück - mit einem Fuß war ich auf der Straße, mit dem anderen auf der 
						Fähre und die fuhr los und ich fiel hin (ich war nicht die Einzige). Nette Mitmenschen zogen 
						mich hoch, so dass ich wenigstens nicht mit dem Fuß zwischen Straße und Rampe geriet, 
						sonst hätte ich jetzt wohl keinen Fuß mehr.  
					    Da mein Knöchel ziemlich wehtat, wandte ich mich auf der anderen Seite der Bucht an einen 
						Mitarbeiter. Während ich darauf wartete, dass unser Schulbusfahrer mich abholte, leistete man 
						erste Hilfe, versorgte mich mit Tee und Mittagessen, der Kapitän der Fähre wurde 
						abgelöst und entschuldigte sich und ich dachte an einen verstauchten Knöchel. Am 
						nächsten Tag ging ich zum Arzt, der auch an einen verstauchten Knöchel dachte, aber 
						vorsichtshalber Röntgen ließ - Bein gebrochen.  
					    Nun habe ich bis Mitte Januar einen Gips und zwei Krücken. Außerdem bin ich stolze 
						Besitzerin einer Sofagarnitur, weil meine Ratahnstühle zum Beine hochlegen ungeeignet sind 
						und wir dann in meinem Wohnzimmer wenigstens Büroarbeiten machen können. Auch einen 
						Fernseher nenne ich jetzt mein eigen, nur lesen ist irgendwie auch nichts. In Deutschland 
						würde ich die Betreiber der Fähre haftbar machen, aber hier kann man davon ausgehen, 
						dass die Kosten wesentlich höher sind als der Schadensersatz, also lasse ich das und hoffe, 
						es geht bald vorbei. 
 
  
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					 42. Kalenderwoche von Ingeborg Langefeld
  
				        Eine denkwürdige Woche 
  
                          Zunächst einmal passierte in dieser Woche etwas sehr Wichtiges: Mit 
						  Barack Obama wurde erstmalig ein Mensch mit afrikanischem, in diesem Falle kenianischem 
						  Hintergrund zum Präsidenten der USA gewählt. Dies löste in Kenia Begeisterung 
						  aus und Präsident Kibaki erklärte den 6. November zum Feiertag, leider erst am Abend 
						  des 4. Novembers. Warum leider? Ganz einfach, unsere Schülerinnen saßen gemeinsam mit 
						  vielen anderen kenianischen Jugendlichen mehrere Wochen über ihren Abschlussprüfungen. 
						  Und nun? Wir versuchten, die Schulbehörde zu erreichen. Die versuchte, das Ministerium zu 
						  erreichen. Am 5.11.08 um 16.00 Uhr waren unsere Mädchen für diesen Tag fertig mit 
						  ihrer Prüfung und gingen nach Hause - wir hatten noch nichts gehört. Um 17.00 Uhr dann 
						  die Nachricht: Am nächsten Tag ist Feiertag, aber trotzdem Prüfung. Wir schickten also 
						  die Mädchen der unteren Klassen, die glücklicherweise noch da waren, zu den anderen 
						  nach Hause und hofften, alle würden da sein. Unsere Schulleiterin und unser Schulbusfahrer 
						  wurden dienstverpflichtet, die Aufsichtsbeamten der Schulbehörde sowieso. 
						  Glücklicherweise konnten wir alle erreichen, keine Prüfungskandidatin blieb zu Hause.  
                          Die Woche war noch aus einem anderen Grund denkwürdig. Dafür muss ich weiter ausholen. 
						  Wenige Tage nachdem ich im April aus Deutschland nach Kenia zurückkam, begann eine 
						  Auseinandersetzung mit der kenianischen Einwanderungsbehörde, die ich im Nachhinein nur als 
						  Nervenkrieg bezeichnen kann.  
                          Wir hatten ja für einige Monate ein Trainingsprojekt in einem Restaurant aufgebaut. Leider 
						  gerieten wir dadurch mehr an die Öffentlichkeit als durch unsere abseits gelegene Schule 
						  und da das Küchenprojekt ganz gut lief, zusammen mit anderen Europäern in das 
						  Blickfeld von Neidern. Diese schickten die Einwanderungsbehörde und die trafen leider mich 
						  an, da ich überhaupt keinen Anlass sah, mich beim Auftauchen der vier Ermittler zu 
						  verstecken. Ich wurde äußerst unfreundlich um meinen Pass und meine Arbeitsgenehmigung 
						  gebeten, leider hatte ich beides nicht bei mir, auch in dem Moment keine Ahnung, wo ich suchen 
						  sollte, aber ich hatte ja ein gutes Gewissen. Also erklärte ich, natürlich würde 
						  ich arbeiten, wir bereiteten gerade mit unserer Schulsekretärin und einem Lehrer den 
						  Ausbildungsbeginn von zwei Mädchen am nächsten Tag vor und ich säße an der 
						  Gehaltsabrechnung für die Schule. Die Herrschaften erklärten, sie müssten mich 
						  mitnehmen nach Mombasa, ich solle alles mitnehmen, was ich bräuchte, wer weiß, ob ich 
						  jemals wieder käme. Ich bestand darauf, bei mir vorbei zu fahren, wo ich meinen Pass fand, 
						  in den meine Arbeitsgenehmigung eingestempelt war. Man beschlagnahmte meinen Pass und lud mich 
						  für den nächsten Tag vor.  
                          Im Bewusstsein, dass alles korrekt sei, ging ich hin. Der Abteilungsleiter unterhielt sich eine 
						  Weile mit mir und erklärte, er müsse meine Akte anfordern, ich solle in zwei Stunden 
						  wieder kommen. Als ich erschien, ließ er mich erst mal warten, plauderte dann freundlich 
						  mit mir, um mir nach zehn Minuten zu eröffnen, er werde mich vor Gericht stellen wegen 
						  Arbeit ohne Arbeitsgenehmigung. Ich hätte eine Arbeitsgenehmigung für eine Schule und 
						  nicht für ein Restaurant. Ich bemühte mich, ihm das Trainingsprojekt zu erklären, 
						  aber er wollte nicht zuhören. Ich wies darauf hin, dass meine Arbeitsgenehmigung auf der 
						  Basis meiner Firma erteilt worden sei, und die habe als Geschäftsfelder alles, was mit 
						  Bildung und Ausbildung zu tun habe, vom Kindergarten bis zu Berufsbildenden Kursen - vergeblich. 
						  Ich solle in zwei Stunden wiederkommen, dann werde er mich vor Gericht stellen. Ich sprach mit 
						  Freunden, unser Eindruck war, offensichtlich wollte man Schmiergeld und gab mir Zeit, alles zu 
						  überdenken. Leider ist das mit mir nicht zu machen.  
                          Als ich zurückkam durfte ich erst mal warten, um 15.00 Uhr sollte ich dann meine Aussage 
						  schreiben, zwischendurch hörte ich immer wieder, ich mache ihm Kopfschmerzen (die sicher 
						  nach einer netten Zahlung schnell vergangen wären). Die vier Ermittler waren inzwischen 
						  offensichtlich nicht mehr so begeistert von der Sache: "Da hilfst Du unseren Kindern und hast 
						  jetzt diese Probleme." Um 17.00 Uhr nach einem ganzen Tag in der Behörde wurde ich endlich 
						  darüber informiert, dass ich am nächsten Tag vor Gericht müsse und man mich 
						  deshalb über Nacht einsperren werde. Man werde mich nur gehen lassen, wenn ein Kenianer 
						  seinen Personalausweis als Pfand für mich hinterlege. Meine erste Reaktion: "Ich habe 
						  niemanden, Ukunda ist weit und um diese Zeit kommt niemand mehr in die Stadt." Das war dem 
						  Abteilungsleiter offensichtlich nicht recht, mir würde doch wohl jemand einfallen. 
						  Eigentlich wollte ich es auf die Spitze treiben, aber die Vorstellung, nach einer Nacht in einem 
						  kenianischen Gefängnis ungewaschen und in verschwitzter Kleidung vor Gericht zu erscheinen, 
						  hielt mich dann doch davon ab. Mein Lebensgefährte schickte einen Freund, der mich 
						  auslöste.  
	                      Am nächsten Morgen durfte ich erst eine Stunde warten, dann unterhielt sich der 
						  Abteilungsleiter mit mir zwanzig Minuten über einen Zeitungsartikel über Kinder, die 
						  von Tieren aufgezogen werden (ganz offensichtlich hatte er keine Absicht, mich an dem Tag vor 
						  Gericht zu stellen) und schickte mich dann mit dem Hinweis, ich mache ihm Kopfschmerzen und er 
						  müsse leider noch weiter ermitteln, nach Hause. Ich solle in einer Woche wiederkommen. 
						  Peter, einer der Ermittler, der demselben Stamm angehört wie mein Lebensgefährte und 
						  verstanden hatte, dass das Wort Schmiergeld für mich nicht existiert, riet mir, einen 
						  Anwalt zu nehmen. Er werde die Behörde vor Gericht vertreten und ein Anwalt käme eher 
						  zu Wort und solle erklären, dass die Situation wegen eines Missverständnisses 
						  entstanden sei, ich die Sache bedauere und um einige Monate Zeit bitten, die Angelegenheit mit 
						  der Behörde in Nairobi zu regeln. Er werde dem zustimmen.  
                          Am Tag vor meinem Termin ein Anruf - ich möge einen Tag später kommen. Am gleichen Tag 
						  drei Besuche der Einwanderungsbehörde in unserem Trainingsprojekt, offensichtlich wollte 
						  man mich bei Verbotenem ertappen, zu ihrem Pech war ich nicht da.  
                          Meine Freunde waren in zwei Lager gespalten. Während meine deutschen Freunde der Meinung 
						  waren, ich hätte nichts zu befürchten und würde nie vor Gericht kommen, die 
						  Behörde wisse nur nicht, wie sie zurückrudern solle, ohne das Gesicht zu verlieren, 
						  sahen meine kenianischen Freunde einschließlich meinem Lebensgefährten das anders. 
						  Sie fürchteten eine Abschiebung, wenn ich nicht zahle. Jedenfalls beschloss ich, dem Rat, 
						  einen Anwalt zu nehmen, zu folgen, nachdem ich mit Botschaft und Konsul gesprochen hatte. Man 
						  schickte mich und meine Anwältin weg, wir sollten nächste Woche wiederkommen. Dann 
						  bekamen wir endlich die Anklageschrift zu sehen, meine Anwältin und der Abteilungsleiter 
						  verabredeten sich für die nächste Woche zu weiteren Verhandlungen. Auf der 
						  Straße erklärte mir meine Anwältin, nach Meinung der Einwanderungsbehörde 
						  wäre meine Arbeit im Trainingsprojekt illegal, deshalb sei meine Arbeitsgenehmigung 
						  für die Schule hinfällig und ich illegal im Land und abzuschieben. Sie riet mir zu 
						  zahlen (auch Anwälte bekommen dann ihren Anteil). Ich rastete aus und erklärte ihr, 
						  das hätte ich auch ohne sie gekonnt und ich hätte sie vorher informiert, dass 
						  Bestechung für mich nicht in Frage komme und ich mir keiner Schuld bewusst sei. Wenn ich 
						  abgeschoben würde, würde die Schule eben geschlossen und wenn sie nicht in der Lage sei, 
						  den Job zu machen, solle sie es sagen - Nein, nein ,so sei das nicht gemeint, 
						  selbstverständlich werde sie mich korrekt vertreten.  
                          Der nächste Termin wurde verschoben, der nächste wieder, dann hörte ich lange 
						  nichts. Dann kam nach ca zwei Monaten ein Anruf meiner Anwältin, als ich versuchte, sie 
						  zurückzurufen, erreichte ich sie nicht. Dann war lange Funkstille.  
                          In der Zwischenzeit lief meine Arbeitsgenehmigung aus und ich wollte erst die Verlängerung 
						  bewilligt haben, bevor ich mich erneut in die Höhle des Löwen begab. Leider 
						  verzögerte sich das und ich wollte nach Deutschland fliegen. Also suchte ich die Leute 
						  erneut auf und fragte, warum man sich so lange nicht gemeldet habe und wie es jetzt weitergehen 
						  solle, ich bräuchte meinen Pass. Mein Freund, der Abteilungsleiter: "Wann willst Du vor 
						  Gericht?" Ich: "Übermorgen, morgen ist Feiertag!" "Gut komm morgens um sieben. Ich werde 
						  nicht da sein, aber mein Kollege wird dich zum Gericht bringen." Dann plauderten wir noch ein 
						  wenig, da er wusste, dass mein Lebensgefährte aus Kisii kommt und er ebenfalls. Er gab mir 
						  auf den Weg, meinem Lebensgefährten zu erklären, der möge ihn doch unbedingt noch 
						  am selben Tag anrufen, damit man feststellen könne, ob man gemeinsame Freunde habe (Ich 
						  vermute, er hoffte, Moses könne mich zu Zahlungen überreden und richtete die 
						  Grüße Tage später aus.)  
                          Freitagmorgen um 7.00 Uhr war ich in der Behörde - völlig durchnässt, es regnete 
						  in Strömen und ein Taxi zu bekommen war schwierig. Ich war allerdings die einzige, die da 
						  war. Eine halbe Stunde später erschien Peter, der mich Monate vorher so freundlich beraten 
						  hatte. Er lud mich zum Frühstück ein und meinte, sein Kollege komme um 8.30 Uhr, man 
						  sage den Leuten nur, sie sollten um 7.00 Uhr da sein, damit sie pünktlich seien. Auf meine 
						  Frage, wie der Termin ablaufe und wie ich meinen Pass wiederbekomme, nachdem ich die Kaution 
						  hinterlegt hätte, meinte er: Gar nicht, so lange das Verfahren nicht abgeschlossen sei, 
						  dürfe ich das Land nicht verlassen und dass könne bis zu drei Jahren dauern. Ich 
						  meinte, das kenianische Rechtssystem sei schon merkwürdig, wenn die einzige Chance, sich 
						  frei zu bewegen sei, eint Tat zuzugeben, die man nicht begangen habe. Die Botschaft war nicht zu 
						  erreichen.  
                          Als der Sachbearbeiter erschien, der mich vor Gericht bringen sollte, machte der keine 
						  Anstalten, etwas Derartiges zu tun, sondern kümmerte sich um andere Dinge. Nach einer 
						  weiteren Stunde warten war ich es leid und fragte Peter, wie es jetzt weitergehen solle. Er ging 
						  in das Büro des Kollegen und kam nach einer Weile wieder, um mich zu holen. Als wir in dem 
						  leeren Büro ankamen, meinte er, er habe seinem Kollegen seine Sicht der Dinge dargelegt. 
						  Ich sagte: "Aha" und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Einige Augenblicke später 
						  erschien der Kollege mit meiner Akte, händigte mir meinen Pass aus und meinte, ich 
						  bekäme einen Stempel für zwei Monate, bis dahin solle ich die Verlängerung meiner 
						  Arbeitsgenehmigung vorlegen. Ein halbes Jahr Nervenkrieg war zu Ende. Meine Erleichterung kann 
						  ich nicht beschreiben, es hat mich unheimlich viel Kraft gekostet, das durchzustehen.
                          
    
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					 43. Kalenderwoche von Ingeborg Langefeld 
  
                        Ein denkwürdiger Tag 
  
                        Der Tag startete mit einer Ameiseninvasion. Irgendwann nachts hatte ich das 
						  Gefühl, etwas krabbelte in meinem Gesicht, ich wischte mir im Halbschlaf übers Gesicht, 
						  es fühlte sich an wie eine Ameise. Als ich morgens aufstand und ins Bad ging, sah ich einen 
						  ca. 30 cm großen Fleck an der Wand. Erst dachte ich, ich litte unter Halluzinationen, denn 
						  der Fleck bewegte sich irgendwie, dann sah ich, es waren unzählige Ameisen. 
						  Glücklicherweise hatte ich Ungezieferspray, Ameisen sind sicher nützlich, aber nicht im 
						  meinem Badezimmer.  
					    Später machte ich mich auf den Weg nach Mombasa. Morgens hatte es geregnet, überall 
						  waren große Pfützen mit Schmutzwasser. Auf einmal sah ich einen Mann mitten in einer 
						  großen Pfütze sitzen und das schmutzige Wasser mit seinen Händen in eine 
						  Plastikflasche schaufeln. Ich war fassungslos. Ich wusste ja aus eigener Erfahrung, dass es kaum 
						  Wasser gibt, aber dass jemand in eine Situation geraten konnte, in der er schmutziges Wasser aus 
						  einer Pfütze brauchte, macht mich doch fassungslos.  
					    Zurück aus Mombasa machte ich mich auf den Weg, zu einem Brunnen, den unser Rotary Club baut, 
						  um zu sehen, wie weit die Handwerker sind. Leider hatte ich nicht eingeplant, dass es dort nicht 
						  geregnet hatte und zwar seit Wochen. Alles war trocken, die Straße bestand aus Sand 
						  einschließlich des letzten steilen Hügels, den ich hoch musste. Mein Auto sah das 
						  anders, mitten auf dem Berg blieb ich stecken. Irgendwie schaffte ich es, rückwärts den 
						  Berg wieder hinunter zukommen, ohne in die Büsche zu rutschen. (In Deutschland würde man 
						  diese Strasse vielleicht als Feldweg bezeichnen.) Ich nahm nochmals Anlauf und kam irgendwie oben 
						  an. Erleichtert besichtigte ich die Baustelle, was auch gut war, der Handwerker wollte 5000 
						  Schilling Abschlagszahlung haben, hatte aber nur für die Hälfte gearbeitet.  
					    Ich fuhr weiter zur nächsten Baustelle (glücklicherweise ebenerdig). In dem guten 
						  Gefühl, alles erledigt zu haben, machte ich mich dann auf den Weg nach Hause. Nichts 
						  Böses ahnend fuhr ich hinter einem vollbesetzten Matatu (Sammeltaxi) her. Plötzlich 
						  flog ein Reifen durch die Luft, verfehlte mich aber glücklicherweise. Das Matatu hatte einen 
						  Reifen verloren. Offenbar war der Fahrer wirklich gut, er schaffte es, sei Fahrzeug zu halten und 
						  langsam zum Stehen zu bringen, so dass niemand verletzt wurde. Nachdem ich mich von dem Schreck 
						  erholt hatte, setzte ich meine Fahrt fort, es war schon ein denkwürdiger Tag gewesen.  
                         
                      
				      
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  41. Kalenderwoche von Diana Schreiber
  
	                  Zu Besuch in Kenia 
  
                      Am 19.09.08 war es wieder soweit. Es ging nach Kenia, um die Maendeleo Academy 
					  zu besuchen und mit einem Arbeitseinsatz zu unterstützen. Ich war sehr betroffen, weil ich mir 
					  die wirtschaftliche Situation nicht so bedrückend vorgestellt hatte. Schließlich liegen 
					  die Wahlunruhen nun schon fast ein Jahr zurück. Aber der Tourismus liegt immer noch brach. 
					  Viele Menschen, die hier tätig waren sind immer noch arbeitslos. Die Preise sind gestiegen usw. 
					  Ich kenne Kenia nun schon seit einigen Jahren aber das hat mich doch sehr betroffen gemacht. Die 
					  ersten Tage machte ich Urlaub und besuchte die Schule nur und verschaffte mir einen Überblick. 
					  Zusammen mit Inge Langefeld erstellten wir eine To do Liste für meinen Arbeitseinsatz. Für 
					  eine Woche lud ich Inge in ein Hotel ein, damit sie sich mal ein wenig aklimatisieren konnte, 
					  während ich einiges wegarbeitete. So zogen wir mitsamt Computer in ein 4 Sterne Hotel am Diani 
					  Beach. Somit hatten wir ein klimatisiertes Büro mit Pool vor der Tür. Den restlichen 
					  Anwesenden kam das sicher etwas suspekt vor, aber wir hatten Spaß. Am ersten Tag brachten wir 
					  den kleinen Schulbus in die Reparatur. DM Tours war uns hier wieder sehr behilflich und reparierte 
					  den Bus in der hauseigenen Werkstatt kostenlos. Solche Freunde sind unersetzlich. Ganz herzlichen 
					  Dank. Aber schon zwei Tage später sollte uns auch noch der große Schulbus im Stich lassen. 
					  Es vergeht in Kenia kein Tag ohne kleine Katastrophe und man muß schon morgens mit einem Plan 
					  B aus dem Bett steigen. Dann fuhren wir zur Schule, wo schon erste Familienmitglieder zur 
					  Sprechstunde erschienen waren. Dies ist ganz klassisch wie in Deutschland. Die Mitglieder werden 
					  eingeladen, wenn man schulische Leistungen besprechen muss oder in Kenia halt auch Schulgebühren 
					  fällig sind. Während meiner Zeit war noch ein weiterer Sprechtag. Diese machten mich 
					  betroffen. Ein Teil der Schülerinnen haben keine Eltern mehr oder lebt aus diversen Gründen 
					  bei anderen Verwandten. Diese haben oft schon selbst eine große Familie. Z.B. kam einmal eine 
					  Frau, die sich nach dem Tod des Vaters einer unserer Erstklässlerinnen aus Dankbarkeit 
					  verantwortlich fühlte, das Mädchen bei sich aufzunehmen, weil sie niemanden mehr hat. 
					  Allerdings kann sie außer für Essen und Unterkunft keine weiteren Kosten für unsere 
					  Schülerin tragen. Dem Mädchen wird durch einen Paten aus Deutschland der Schulbesuch 
					  ermöglicht. Aber was diesen Mädchen fehlt ist Geborgenheit. Sie müssen schon so 
					  früh mit einer unbeschreiblichen Härte durchs Leben gehen. Dann kam ein Vater, der seinen 
					  Job im Hotel verloren hatte. Seine Tochter wird nun durch eine Patenschaft unterstützt. Er war 
					  darüber so glücklich, ihm standen die Tränen in den Augen. Das hat mich sehr 
					  berührt, weil vielen Vätern der Schulbesuch ihrer Töchter immer noch nicht wichtig 
					  ist. Aber dieses Beispiel zeigt den langsamen Wandel, den Kenia erlebt und bei dem wir ein kleines 
					  Stück beitragen mit diesem Schulprojekt. Dann kam eine Großmutter. Sie sprach kein 
					  Englisch aber anhand der Gesten konnte man sehen, wie glücklich sie ist, dass ihre Enkelin bei 
					  uns, durch eine Patenschaft unterstützt, zur Schule geht. Dieses Mädchen kam durch ein 
					  schönes Erlebnis zu uns. In Kenia gibt es Straßensperren, wo einem oft Schmiergeld 
					  abverlangt wird. Da wir ja grundsätzlich keine Schmiergelder zahlen, sind diese Sperren 
					  für den Schulbus immer nervig und zeitraubend. Einmal wurde Inge, die den Bus oft selber 
					  fährt und daher sehr bekannt ist, an einer solchen Sperre angehalten. Die Polzisten sagten aber 
					  dieses Mal, dass in einem Dorf ein verwaistes Mädchen bei seiner sehr alten Großmutter 
					  lebt und sie für Uniform, Hefte und Bücher gesammelt haben, weil sie gern möchten, 
					  dass das Mädchen zur Schule gehen kann. Ob Maendeleo nicht diese Mädchen aufnehmen kann. 
					  Inge war so beeindruckt, dass sie damals an den Polizeichef in Nairobi schrieb und auch mal von 
					  einem sehr positiven Verhalten von Beamten berichten wollte. Es gibt unzählige solcher 
					  Geschichten. Durch Zufall traf ich ein paar Tage zuvor in einem Hotel die Schwester von zwei unserer 
					  Drittklässlerinnen. Sie arbeitete dort als Kellnerin. Ich erfuhr, dass die Angestellten bei 
					  einer geringen Gästezahl nur das halbe Gehalt im Monat bekommen. In dem Fall waren das 30 EUR. 
					  Davon muss sie die Familie versorgen mit allem was so anfällt. Das beschreibt ein wenig die 
					  traurige Situation vor Ort. Und das nahmen wir zum Anlass als erstes Mal Kassensturz zu machen. 
					  Derzeit haben wir 33 Patenschaften bei 72 Schülerinnen. Das erschwert es, alle laufenden Kosten 
					  zu decken. Die Schule wirtschaftet auf niedrigsten Niveau. Beim Zusammenstellen der Ausgaben stellte 
					  ich fest, dass es keine Einsparungsmöglichkeiten gibt und eigentlich alle mal eine kleine 
					  Gehaltserhöhung verdient hätten. Gerade die guten Lehrer sind auf dem Gehaltsniveau, was 
					  wir uns leisten können, schwer langfristig zu halten. Aber vielleicht finden ja neue Paten zu 
					  uns. Es wäre schön für die Mädchen und die Angestellten, die durch Maendeleo 
					  eine Perspektive haben. In langen Nächten stellten wir alle Abrechnungen der Schule aus den 
					  letzten 3 Jahren zusammen und bereiteten sie für die Website vor, ebenfalls die Finanzberichte 
					  des deutschen Vereins. Somit sind wir so transparent wie wenige Hilfsprojekte. Dann machte ich viele 
					  Bilder, um den Schulalltag zu dokumentieren und diesen auf der Website zu veröffentlichen. Wir 
					  entwickelten Fundraisingideen und bereiteten ein bisschen unseren Benefizabend am 22.11.08 vor. 
					  Ebenfalls musste Post erledigt werden und der Bau des neuen Schulgebäudes vorangebracht werden. 
					  Die Arbeit geht nicht aus. Nun bin ich wieder in Berlin und bereite meine Aufenthalt nach. Es gilt 
					  Fördermittel abzurechnen, PR Arbeit zu leisten, Spenden zu sammeln... Ich werde weiterhin 
					  für Girls´ Hope e.V. ehrenamtlich arbeiten. Ich konnte mich wieder einmal von der 
					  Weiterentwicklung des Projektes vor Ort überzeugen. Die Schule ist enorm vorangekommen, 
					  Strukturen sind gewachsen und haben sich gefestigt. Das Projekt bietet den Menschen in Kenia 
					  verschiedene Perspektiven. Wir leben hier auf einem sehr hohen Niveau, in staatlichen Strukturen, 
					  die immer Hilfestellung geben, auch wenn wir sie hier manchmal nicht als ausreichend empfinden. Und 
					  wir haben hier alle die gleichen Möglichkeiten auf Bildung und es gibt Stellen, die uns 
					  hierfür ggf. finanziell unterstützen. Kenia ist ein Land ohne solchen Strukturen und oft 
					  fragt man sich, wie die Menschen überleben. Girls´ Hope e.V. leistet einen kleinen aber 
					  wichtigen Beitrag für ein bisschen soziale Gerechtigkeit.  
  
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					 40. Kalenderwoche von Ingeborg Langefeld 
  
                        Wasserknappheit in Kenia 
  
                        Im Moment leidet ganz Kenia an gravierendem Wassermangel, aber nicht, weil es 
						nicht regnet, weit gefehlt, Schuld sind merkwürdige Zustände in staatlichen Firmen.  
                        Die staatliche Wasserversorgungsgesellschaft hat ihre Stromrechnungen nicht bezahlt, die 
						inzwischen die schwindelerregende Höhe von mehreren Billionen Schilling erreicht haben soll. 
						Statt das Problem auf Regierungsebene zu lösen, hat der ebenfalls staatliche Energieversorger 
						Anfang Oktober den Strom abgestellt. Die Folge ist, dass die elektrischen Pumpen nicht mehr 
						funktionieren, es gibt kein Wasser mehr aus der Leitung. In der ersten Woche gab es wohl noch 
						Restwasser in den Leitungen, nachts um 2.00 Uhr konnte man Wasser bekommen, inzwischen ist auch 
						diese Quelle versiegt.  
                        Für die Südküste bedeutet das, dass nur noch Wasser aus Brunnen erhältlich 
						ist, dies ist jedoch oft leicht salzig und daher als Trinkwasser nicht unbedingt geeignet. 
						Außerdem steigen die Preise, die sich inzwischen bereits mehr als verdoppelt haben. In 
						Anbetracht der immer noch großen wirtschaftlichen Probleme und der hohen Arbeitslosigkeit 
						ist dies eine neue Herausforderung für die Kenianer. Wir sind inzwischen dazu 
						übergegangen, Wasser aus Mwabungo, wo es preiswerter und vor allem nicht salzig ist, nach 
						Ukunda zu transportieren und in unserem Umkreis zu verteilen, soweit Platz im Schulbus ist. 
						Wenigstens haben einige Menschen dann Trinkwasser, auch wenn es nur ein Tropfen auf den 
						heißen Stein ist. 
 
  
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					 39. Kalenderwoche von Mathias Gerspacher
  
                        Ein Brunnen für die Gemeinschaft 
  
                        Momentan beschäftigt sich unsere Direktorin Ingeborg Langefeld, neben dem 
						Tagesgeschäft an der Schule, mit einem besonderst spannenden Projekt. Der "Rotary Club 
						Diani", in dem Ingeborg Langefeld (aktives und langjähriges) Mitglied ist, fördert 
						bedürftige Dörfer in der Region, um ihnen den Bau eines Brunnens zu ermöglichen. 
						Der Auswahlprozess, die bedürftigsten Dorfgemeinschaften herauszufinden, ist auf Grund der 
						Vielzahl der bedürftigen Dörfer und der unübersichtlichen Strukturen bzw. Lage der 
						Dörfer eine große Herausforderung. Ingeborg Langefeld wurde nicht nur wegen der guten 
						Kontakte, die sie zu regionalen Politikern pflegt, sondern auch wegen Ihrer Kenntnis der 
						einheimischen Kultur, mit der Aufgabe betraut, sich um die Realisierung von 2 Brunnen zu 
						bemühen. Um die bestmögliche Wahl zu treffen, müssen diverse Bauplätze 
						begutachten werden, sowie die Bedürfnisse der Dorfmitbewohner angehört werden.  
                        Es folgt ein Beispiel für eine denkwürdige Brunnenbesichtigung.  
                        Gleich eine Vielzahl von interessanten Akteuren ist in das Projekt "Brunnenbau" involviert: 
						Ingeborg Langefeld und ihre Praktikanten, Anna und Mathias, als Vertreter für die Interessen 
						des Rotary Club Diani, ein Komitee der jeweiligen Dorfgemeinschaft, mit dem Dorfältesten im 
						Vorsitz und der jeweilige Councillor (vergleichbar mit einem Landrat in Dtl.), als Vermittler.  
                        Nachdem der zuständige Councillor (eine Art Gemeinderatsmitglied) mit seinen drei Begleitern 
						15 Minuten zu spät kam, erklärte er uns, dass er uns nicht begleiten könne, da er 
						die Eröffnungsrede der Landwirtschaftsausstellung in Mombasa, von Präsident Mwai Kibaki 
						in keinem Fall verpassen dürfe. Das erklärte auch sein Jackett, welches er zu unserer 
						Überraschung, über sein Unterhemd gezogen hatte und offen trug. Zur Erklärung 
						berichtete er, die Wäscherei habe ihn hängen lassen, sein Hemd sei noch nicht fertig.  
                        Die 5.7km lange Fahrt, durch einen Schlangenpark, auf miserablen Straßen, bewältigten 
						wir in knapp 30 Minuten, um sie an einem unbezwingbaren Hang zu beenden. Trotz der motivierenden 
						Worte des Dorfvorsitzenden, seines Stellvertreters sowie dem Übersetzter, war ein 
						Weiterkommen mit dem Schulbus unmöglich.  
                        Der wunderschöne Fußweg zum nahe gelegenen Fluss (ca. 1,5 km) endete in einem Sumpf, 
						in den ich etwas unbedarft den Einheimischen hinterhergelaufen bin, bis ich von Ingeborg Langefeld 
						auf die bestehenden Gefahren hingewiesen wurde. Ich suchte blitzschnell wieder das Trockene. Was 
						man hier wissen sollte ist, dass das Wasser in Kenia Gefahren wie gefährliche Keime und 
						Schlangen beherbergen kann.  
                        Zu unserer Verwunderung sollte der Brunnen schließlich genau vor dem Haus des 
						Dorfältesten gebaut werden, das sich in beträchtlicher Entfernung zu anderen 
						Häusern der Dorfmitglieder befand. Um dem noch einen drauf zu setzen, entdeckten wir auf der 
						Rückfahrt in der Nähe der Straße einen Brunnen, an dem Frauen standen, um Wasser 
						zu holen. Auf unsere Frage, was genau denn da unten sei, antwortete man uns auf kuriose Weise: 
						Erst wurde uns erklärt, dass dies kein Brunnen sei. Als wir das durch unsere Beobachtung 
						widerlegten, erklärte uns der Dorfälteste, das Wasser sei salzig. Da uns das zu bunt 
						wurde, wollten wir uns den Brunnen aus der Nähe anschauen, woraufhin dieser als Privatbesitz 
						deklariert wurde. Der Besitzer war natürlich unauffindbar...  
                        Wer meint, dies sein schon alles gewesen - weit gefehlt! Zwei Minuten später, beim Passieren 
						des Dorfkerns, sahen wir ein weiteres Bohrloch, das jedoch defekt zu sein schien. Unsere Frage, 
						warum es denn nicht repariert werde kann, blieb leider unbeantwortet. Nach der Rückfahrt, 
						auf der wir noch zahlreiche Passanten in unserem Bus mitnahmen und so zum Massentaxi 
						umfunktioniert wurden, war uns allen eines klar: Dieser Bauplatz kommt nicht in Frage. Ein 
						denkwürdiger Tag war es trotz alledem. 
 
  
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					 33. Kalenderwoche von Ingeborg Langefeld 
  
                        Ein Kahlschlag mit blutendem Herzen 
  
                        Unser Schulgrundstück hat einen wunderbaren alten Baumbestand. Wir sind 
						sehr stolz darauf und versuchen immer, so zu bauen, dass wir möglichst wenige Bäume 
						fällen müssen. Also suchten wir den Standort für unser nächstes 
						Unterrichtsgebäude so aus, dass wir nur einige große Äste der nächsten 
						Bäume absägen mussten. Leider sind in diesem Teil des Grundstücks vorwiegend alte 
						Cashewnutbäume, die eine Tendenz haben, immer schräger zu wachsen und schließlich 
						umzufallen. Also entschlossen wir uns, gleichzeitig die Bäume, die in der Nähe des 
						Zaunes und damit der Stromleitung stehen, auszudünnen, da sie inzwischen die Strompfosten 
						umdrücken. Die Bäume waren aber schneller als wir. Vor einigen Tagen fiel ein Ast auf 
						das Nachbarhaus und drückte einen Teil des Dachs ein, glücklicherweise kein großer 
						Schaden. Am Sonntag stürzte ein Baum, von dem wir es überhaupt nicht erwartet hatten, 
						auf unsere Stromleitung und riss sie herunter. Also gingen wir den Teil des Grundstücks, den 
						wir vorwiegend nutzen, ab und entschieden uns, einige Bäume zu fällen und andere radikal 
						zurück zu schneiden, was uns nicht leicht fiel, aber aus Sicherheitsgründen notwendig 
						war. Leider hatten die Mitarbeiter der Stromgesellschaft andere Vorstellungen von Sicherheit als 
						wir. Als ich Montagmorgen Bericht erstattete, dass ein Baum das Stromkabel heruntergerissen habe 
						und um schnelle Beseitigung bat, da das Kabel ja immer noch Strom führte und das nicht 
						ungefährlich sei, versprach man sofortige Hilfe - niemand kam. Dienstagmorgen stellte ich 
						dann fest, dass der Mitarbeiter nichts von meinen Hinweisen aufgeschrieben hatte, sondern nur, 
						dass ich keinen Strom hatte. Nun war ein anderer Mitarbeiter an der Störungsannahme 
						tätig, der mir versicherte, er habe bereits jemanden zur Schule geschickt, um das Problem 
						zu beheben. Bevor ich ging, versicherte ich ihm, dass ich dies nun überprüfen werde und 
						ließ mir seinen Namen und den seines Kollegen geben. Falls es nicht stimme, würde ich 
						schriftlich die Provinzverwaltung der staatlichen Stromgesellschaft sowie die Distriktverwaltung - 
						Bereich Schule informieren und jede Verantwortung von Seiten der Schule für evtl. 
						Unfälle mit Hinweis auf meine wiederholten Meldungen ausschließen. Das half: Als ich 
						zur Schule kam, war natürlich noch niemand da, aber eine Stunde später kamen Mitarbeiter 
						der Stromgesellschaft, um den Schaden zu beheben - man hatte sie offensichtlich sofort nach meinem 
						Besuch im Büro in Bewegung gesetzt. Jetzt sieht unser Grundstück in diesem Teil ziemlich 
						leer aus, aber wir haben glücklicherweise viele Baumsetzlinge und hier wächst alles sehr 
						schnell, das wird sich bald wieder ändern. 
 
  
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					 27. Kalenderwoche von Ingeborg Langefeld 
  
                        Wasser ist Leben 
  
                      	In Kenia gibt es mehrere Möglichkeiten, an Wasser zu kommen.  
                        Immer noch müssen Frauen und Kinder kilometerweit laufen und dann das kostbare, leider oft 
						nicht einmal saubere Wasser auf dem Kopf nach Hause schleppen. Etwas leichter ist es, sich dass 
						Wasser nach Hause bringen zu lassen, was in vielen kleineren Städten wie Ukunda üblich 
						ist. Menschen verdienen sich ihren Lebensunterhalt damit, Handkarren mit zehn 20-Liter Kanistern 
						Wasser vor sich her zu schieben und es den Menschen nach Hause zu bringen. An den Rädern sind 
						Schellen befestigt, so dass die Leute hören können, wenn jemand mit Wasser in ihrer 
						Nähe ist. Mann läuft dem Geräusch nach und bittet den Wasserverkäufer, das 
						Wasser zum Haus zu bringen. Privilegierte Menschen sind an die städtische Wasserleitungen 
						angeschlossen. Man dreht wie in Deutschland den Hahn auf und heraus kommt das Wasser - hofft man 
						jedenfalls. Leider ist das nicht immer so. Im Moment habe ich nicht immer Wasser. Als ich 
						versuchte herauszufinden, woran das liegt (Ich hatte den Vermieter in Verdacht, die Rechnung nicht 
						bezahlt zu haben.) hörte ich eine interessante Geschichte. Um zu den Kunden zu gelangen, 
						benötigt man u.a. Pumpen, die mit Strom funktionieren. Leider haben die Wasserwerke den Strom 
						nicht bezahlt, Folge: der Strom wird zeitweise abgestellt, Folge: kein Wasser. Besonders 
						ärgerlich ist das, wenn man gerade mit eingeschäumtem Kopf unter der Dusche steht, um 
						sich die Haare zu waschen oder die große Wäsche ansteht. Inzwischen steht bei mir 
						immer ein Eimer voll Wasser als eiserne Reserve. Eine Woche ohne Wasserprobleme wünscht Ihnen 
						Ingeborg Langefeld 
 
  
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					 19. Kalenderwoche von Ingeborg Langefeld
  
                        Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt 
  
                        Ich hatte samstags bis spät am PC gearbeitet. Am nächsten Morgen um 
						sechs weckte mich das Kind unserer Nachbarin, also beschloss ich, mich nachmittags etwas 
						hinzulegen. Vorher schickte ich noch einen Bekannten mit dem kleinen Bus zur Schule, um dort etwas 
						abzugeben. Als ich zu Hause ankam - kein Wohnungsschlüssel. Ich dachte, ich hätte ihn in 
						unserem KAZI Projekt liegenlassen und beschloss, statt Mittagsschlaf meine Mails abzuarbeiten. 
						Dann fuhr ich zum Projekt zurück, keine Schlüssel. Ich rief den Bekannten an, der mir 
						sagte, er habe den Schlüssel neben der Schaltung gesehen. Wir durchsuchten das ganze Auto - 
						immer noch kein Schlüssel. Inzwischen war es spät geworden und ich reichlich müde, 
						also beschloss ich, in einem Gästehaus zu übernachten. Man gab mir ein Doppelzimmer, 
						ich fiel ins Bett und stellte im Halbschlaf fest, das mich etwas stach, die Matratze war so 
						durchgelegen, dass die Metallteile wie Nadeln hervorstachen. Ich wechselte also ins andere Bett 
						und war gerade eingeschlafen, da summt es an meinem Ohr, ein Moskito. Da im Zimmer ein Moskitonetz 
						war, stand ich auf um es anzubringen. Inzwischen war Mitternacht und ich beschloss, am 
						nächsten Morgen länger zu schlafen - weit gefehlt. Um 5.45 Uhr rief unser Fahrer an, 
						der große Bus springe nicht an, er brauche den kleinen, um die Mädchen zur Schule zu 
						bringen. Ich wankte also aus dem Bett und sammelte unsere Schülerinnen samt Fahrer ein. In 
						der Schule durchsuchten wir noch mal den Bus - immer noch kein Schlüssel. Anschließend 
						fuhr ich nach Hause, erklärte dem Vermieter, das einzige, was ich wolle, sei eine Dusche und 
						mein Bett, also brachen wir die Türe auf. Ein paar Stunden später traf ich den 
						Bekannten, der am Vortag den Botengang für mich erledigt hatte. Er griff zielsicher unter 
						eine Metallblende im Bus, hinter der sich der Aschenbecher verbarg (nie gesehen, ich rauche nicht) 
						und holte meinen Schlüssel hervor. 
 
  
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					 7. Kalenderwoche 2008 von Ingeborg Langefeld
  
                        Eine interessante Woche
  
                        Letzte Woche passierte ich eine unserer vielen Polizeikontrollen auf dem Weg 
						zu unserem Trainingsprojekt. Man kündigte mir an, auf eine Tasse Tee vorbeizukommen. 
						Höflich wie ich bin, erklärte ich, sie seien herzlich willkommen. Am Montag kam ich mit 
						dem kleinen Bus von der Schule. Wie meistens stoppte mich die Polizei, aber statt mich 
						durchzuwinken wie normalerweise, wenn man mich erkennt (wir zahlen kein Schmiergeld, sind also 
						uninteressant), musste ich anhalten. Einer der Beamten meinte, sie seien letzte Woche nicht auf 
						einen Tee vorbeigekommen, ich möge ihnen doch Geld geben. Ich war erst mal sprachlos, so 
						direkt hat mich noch nie jemand nach Geld gefragt. Dann musste ich mich anstrengen, mein Nein in 
						höfliche Worte zu fassen aber wir sind ja auf eine gute Beziehung zu den Behörden 
						angewiesen.  
                        Mittwoch fuhr ich nach Mombasa, um mit dem zuständigen Menschen für Weiterbildung 
						(vergleichbar einem Abteilungsleiter in einem Landesministerium) über unser Trainingsprojekt 
						zu sprechen. Wir hatten ein interessantes Gespräch, er gab mir viele Anregungen. Was mich 
						aber irritierte, war, dass er immer fragte, ob ich ihn verstehe, was ich immer bejahte. Als ich 
						mich verabschiedete, fragte er wieder und erklärte dann, er habe vor einem Monat einen 
						Schlaganfall gehabt. Es gehe ihm aber schon viel besser, er mache regelmäßig 
						pressups . Ich sah ihn verständnislos an, keine Ahnung, was das war. Als er es mir 
						nicht erklären konnte, meinte er: Kein Problem, ich zeige es Ihnen , legte sich auf 
						den Boden und fing an Liegestütze zu machen. Ich muss zugeben, ich war mehr als verwundert 
						aber auch beeindruckt von seinem offenen Umgang mit der gesundheitlichen Einschränkung, in 
						Deutschland wohl undenkbar.  
                        Freitag schickte ich unseren Schulbusfahrer nach Mombasa, die Inspektion für den kleinen Bus 
						war überfällig. Wir hatten alles, was uns einfiel, in Ordnung gebracht, stellten uns 
						aber auf eine zweite Vorführung ein. Dort ist man es gewohnt, unter der Hand Geld dafür 
						zu bekommen, dass man sich die Autos nicht ansieht. Dass wir Wert darauf legen, dass sie unsere 
						Autos überprüfen und dafür, dass sie arbeiten müssen, auch noch nicht zahlen, 
						steht dem diametral entgegen. Es war jedes Mal ein ziemliches Tauziehen. Im vergangenen Jahr 
						beanstandete man als Sicherheitsmangel, dass einer unserer Sitzbezüge einen kleinen Riss 
						hatte. Nachmittags erhielt ich diesmal eine SMS von unserem Fahrer, ein Wunder sei geschehen, 
						unser Bus sei ohne Diskussionen und Beanstandungen abgenommen worden. Wir sind immer noch alle 
						ganz begeistert. Ein Riesendank noch mal an InWent, die Tatsache, dass der Bus relativ neu ist, 
						hat sicher wesentlich beigetragen.  				  
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					 16. Kalenderwoche 2008 von Ingeborg Langefeld
  
                         Ich habe ein Haustier 
  
                         Vor einigen Wochen stand ich in der Dusche und drehte den Hahn auf. Auf 
						  einmal sprang etwas in die Höhe - ein Frosch. Nachdem ich mich von dem Schreck erholt 
						  hatte, machte ich mich mit einem Besen bewaffnet daran, den Frosch unter empörtem Gequake 
						  zur Türe hinaus zu befördern. Dann ging ich wieder ins Bad, um meine unterbrochene 
						  Dusche fortzusetzen. Als ich aus der Dusche kam, wer saß vor der Türe - der Frosch 
						  (innen natürlich). Als ich ihn wieder hinaus befördern wollte, sprang er mit einem 
						  Satz hinter einen Schrank. Frösche fressen Ungeziefer und Mücken, aber trotzdem hielt 
						  sich meine Begeisterung in Grenzen. Leider konnte ich ihn nicht erwischen. Zwei Tage später 
						  entdeckte ich ihn in der Toilette in der hintersten Ecke, also kam wieder der Besen zum 
						  Einsatz.  
                          Am nächsten Morgen quakte etwas in einer Ecke - mein Frosch. Ich habe keine Ahnung, wie er 
						  sich unter der Türe durch gequetscht hat, Ich holte den Besen und das Spiel wiederholte 
						  sich. Der Frosch wollte nicht raus, ich war aber letztlich doch erfolgreich.  
                          Dann fuhr ich für ein paar Wochen nach Deutschland. Als ich wiederkam, hörte ich 
						  seltsame Geräusche hinter einem Stapel von Kartons. Mit gemischten Gefühlen versuchte 
						  ich die Ursache zu finden. Als ich die Kartons beiseite schob, quakte es laut. Nun habe ich 
						  beschlossen, das die Vorteile eines mückenarmen Zuhauses erst mal überwiegen, bis mir 
						  einfällt, wie ich mein Haustier endgültig vertreiben kann. 
  				  
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					 3. Kalenderwoche 2008 von Ingeborg Langefeld
  
						      Kazi 2
  
                              Derzeit kümmere ich mich mehr um unser neues Ausbildungsprojekt 
							  "KAZI". Gestern habe ich einen Tobsuchtsanfall bekommen. Einer unserer Köche ist sicher 
							  fleißig und kann auch gut kochen, aber er ist mindestens ebenso gut darin, Chaos zu 
							  verursachen. Wir haben "Githeri spezial", eine Art Mais- und Bohneneintopf neu in die 
							  Speisekarte aufgenommen, den Preis haben wir entsprechend seiner Auflistung der Zutaten 
							  kalkuliert (mit 50 Gramm Fleisch und etwas Weißkohl). Das Ganze wurde dann noch zur 
							  Einführung als Sonderangebot billiger verkauft. Irgendwann bekam ich dann mit, dass er 
							  pro Portion 100 Gramm Fleisch dazu gegeben hatte, wir konnten also nicht einmal unsere 
							  Kosten decken. Ich weiß gar nicht, wie oft ich ihn schon gebeten habe, sich an 
							  Absprachen zu halten. Sein Kollege hat zwar kaum Erfahrung, aber die hat er in Ukunda in 
							  einem kleinen Restaurant gesammelt, statt in einem Hotel, wo Kostenkalkulationen nur im 
							  Großen gemacht werden. Trotzdem, auch wir spüren den Einbruch im Tourismus und 
							  bei höchstens drei Bestellungen gleichzeitig den Überblick zu behalten, dass 
							  erwarte ich von einem Profi. Bevor die Köche nicht gut arbeiten, macht es keinen Sinn, 
							  Auszubildende zu nehmen.  
                              Heute habe ich einen dritten Koch eingestellt. Er hat seine Stelle verloren, das Hotel, in 
							  dem er arbeitete, schließt teilweise. Drei Stunden später fragte mich die Frau 
							  des Restaurantmanagers, ob ich nicht eine Köchin brauche. Ein Lokal am Strand hat auf 
							  einen Schlag 50 Leute entlassen. Ich habe etwas überlegt, aber Halima ist fast im Alter 
							  meiner Absolventinnen und schließlich sind wir ein Projekt zur Förderung von 
							  Frauen und Mädchen. Bisher habe ich drei männliche Köche. Also habe ich ihr 
							  gesagt, ich bräuchte sie auch im Buchladen, sie müsse also flexibel sein und habe 
							  sie eingestellt. Mal sehen, wie es geht.  
                              Das Ausbleiben der Touristen macht sich massiv bemerkbar. Es erfüllt mich mit Sorge, 
							  die Zielgruppe für unseren Laden " Bücher und mehr ", den wir in den 
							  nächsten Tagen eröffnen wollen, sind Touristen. Auch unsere Küche wird nicht 
							  gut laufen, wenn die Kenianer kein Einkommen mehr haben. Und ausbilden können wir auch 
							  nur, wenn etwas zu tun ist. Aber die Frage ist nicht, wie ist das Problem, die Frage ist, 
							  wie ist die Lösung.   
  
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				   2. Kalenderwoche 2008 von Ingeborg Langefeld 
  
							  Kazi 1
  
                              Diese Woche ist in KAZI* nichts los, wir spüren das Ausbleiben der 
							  Touristen und ich weiß nicht, ob ich darüber erleichtert sein soll. Wir haben den 
							  Buchladen noch nicht geöffnet, er ist gerade erst fertig geworden, worüber ich 
							  froh bin. In der Küche war Hektik und außerdem haben uns bisher drei Köche 
							  wieder verlassen, zwei davon auf meine Veranlassung. Jetzt haben wir seit gestern einen 
							  neuen zweiten Koch und ich überlege, ob ich einen dritten suchen soll, damit die in 
							  Schichten arbeiten können.  
                              Einarbeiten ist richtig, aber wenn wir auf einen Schlag drei Bestellungen bekommen und der 
							  Koch fängt erst mal an zu spülen, wärmt dann das Gemüse auf, was schon 
							  fertig im Kühlschrank ist um dann erst die Kartoffeln zu schälen, während das 
							  Gemüses langsam wieder kalt wird und auch kalt auf den Tisch kommt, weil man hat es ja 
							  schon mal aufgewärmt usw, usw Aber nachdem ich Schulleiterin Bauaufsicht, 
							  Landwirtschaftsexpertin und was weiß ich nicht noch alles bin, wurde es Zeit, dass ich 
							  auch noch Küchenaufsicht werde. John, einer unserer Köche, kocht wirklich gut, 
							  aber offensichtlich hat er sieben Jahre immer nur entweder dies oder das in großen 
							  Mengen gekocht und musste sich nie über das Zusammenspiel der verschiedenen 
							  Nahrungsbestandteile bei einzelnen Bestellungen Gedanken machen. So ein bisschen Ruhe damit 
							  sich alles einspielen kann, tut uns wohl allen gut.  
                              *KAZI heißt auf Swahili Arbeit. Es ist das zweite Projekt von Girlshope e.V. und 
							  dient der weiterführenden Ausbildung nach einem Schulabschluss. Wir wollen Mädchen 
							  ermöglichen, sich als Verkäuferin, Köchin oder Kellnerin ausbilden zu lassen 
							  und auch Dinge, wie Warenwirtschaft oder Buchhaltung zu lernen, um eine Perspektive nach der 
							  Schule zu haben. Nicht jeder strebt eine höhere Ausbildung am College oder der 
							  Universität an oder kann diese über längere Zeit finanziell ohne Stipendium 
							  erhalten. Aber alle unsere Schülerinnen sollen auch nach einem Abschluss in der 
							  Maendeleo Academy eine Perspektive bekommen. Ziel ist es langfristig auch andere 
							  Auszubildende aufzunehmen und weitere Arbeitsplätze zu schaffen ganz im Sinn von 
							  "Hilfe zur Selbsthilfe". 
  
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					 1. Kalenderwoche 2008 von Ingeborg Langefeld
  
						Unruhen
  
	                    Nach den Präsidentschaftswahlen in Kenia herrschen Unruhen im ganzen Land. 
						In Ukunda, der Kleinstadt, die in unmittelbarer Nähe unserer Schule ist, sind in den letzten 
						Tagen Häuser, Shops und Restaurants abgebrannt wurden. Im Touristenzentrum von Diani, wo ganz 
						in der Nähe unser neues Ausbildungszentrum angesiedelt ist, gab es vor wenigen Tagen 
						ebenfalls einen Großbrand, der glücklicherweise relativ glimpflich ausging: Ein 
						Restaurant brannte ab, ein paar wenige Häuser sowie die Dächer aus Palmwedel (Makuti) 
						einiger Geschäfte im Diani Shopping Center. Der Brand war am Tag der Wahlen; die Brandursache 
						noch unklar. Durch die missliche Lage gibt es jedoch noch viel grundlegendere Probleme: Es gibt 
						Versorgungsengpässe. Benzin, Handykarten, aber v.a. auch Lebensmittel werden in der 
						Kleinstadt Ukunda inzwischen knapp. Für Lebensmitteleinkäufe muss man inzwischen weite 
						Wege gehen oder sich in 100 Meter langen Schlangen anstellen; die Preise steigen dementsprechend 
						stark an. So muss beispielsweise für Handykarten inzwischen mindestens der doppelte Preis 
						bezahlt werden - vorausgesetzt man hat Glück und findet sie überhaupt noch. Für 
						manche Lebensmittelpreise zahlt man inzwischen den vierfachen Preis.  
                        Unsere Situation hier könnte dennoch schlimmer sein. In der Beach-Region ist alles ruhig, 
						man könnte meinen, es gebe kein Problem. Infos über die Situation in Kenia bekommen wir 
						über NTV, wir haben eine Nachrichtensperre. In Deutschland seid ihr also also besser 
						informiert als wir. Problematisch ist die Versorgungsituation. Moses ist es gestern gelungen, 
						20 Pakete Maismehl- Grundnahrungsmittel zu besorgen für einen nur wenig erhöhten Preis, 
						aber viele sind nicht so glücklich. Vor dem Depot in Ukunda war die Schlange heute über 
						100 Meter lang. Die Preise sind teilweise explodiert. Meine Nervennahrung (Snickers) war immer 
						mit 65 Schilling sehr teuer, der Preis ist der Gleiche, da das kaum jemand kauft. jetzt kosten 
						200 Gramm Brot, wenn es welches gibt 70 KSH (vorher 16). Kartoffeln vor einer Woche 50 KSH kg, 
						jetzt 200 Wenn man überlegt, dass das Durchschnittseinkommen 3200 kenianische Schillinge 
						beträgt (ca. 35 Euro), kann man sich ausrechnen, was das für viele Familien bedeutet. 
						Im Mwabungo, dem Ort unserer Schule, gibt es kaum etwas. Wenn dann nur für vielleicht eine 
						halbe Stunde, bevor es ausverkauft ist. Habe gestern erst einmal unseren Mitarbeitern jeweils 
						ein Paket Ugali (Maisbrei) gegeben. Für KAZI bedeutet es im Moment viele Kunden, da das 
						Restaurant gut organisiert ist, wir uns gegenseitig helfen und so sicherstellen, das es zu Essen 
						und zu Trinken gibt, wenn auch nicht immer alles auf der Speisekarte. Moses ist es heute nach 
						Tagen gelungen, etwas Gemüse zu besorgen. Allerdings müssen wir die Preise erhöhen 
						wg. Kosten, auch das trifft wieder diejenigen ohne Geld, für die wir die Kantine sind, wie 
						Reinigung- oder Wachpersonal.  
                        Für den Verein sind die gestiegenen Preise schlimm genug, für die Bevölkerung 
						Kenias, d.h. für unserer Schülerinnen sowie deren Eltern sind die erhöhten Preise 
						also eine Katastrophe. Eltern, die sich bisher das Schulgeld ihrer Tochter leisten konnten, 
						werden dies nun nicht mehr finanzieren können. Für sie geht es nun um grundlegendere 
						Dinge. Als deutscher Verein bzw. als Schule in Kenia haben wir auch eine Verantwortung für 
						unsere Schülerinnen und deren Eltern. Wir möchten soweit dies möglich, den 
						Schulbetrieb aufrechterhalten. Die Eltern der Schülerinnen, die derzeit keinen deutschen 
						Paten haben, können aber in diesen Zeiten keine Schulgebühren zahlen. Aufschub der 
						Gebühren und spätere Zahlung hätte aber zur Folge, dass einige Eltern dadurch 
						in noch größere Verschuldung schlittern.  
                        Daher möchten wir vorübergehend Patenschaften zum Erhalt des Schulbetriebs und damit 
						ein bisschen Normalität in dieser schlimmen Krisenzeit anbieten. Somit würde es der 
						Diani Maendeleo Academy möglich, die Gehälter der Lehrkräfte und die Versorgung 
						der Schülerinnen sicher zu stellen. Wenn Sie uns helfen können oder wollen, melden Sie 
						sich bitte. Wir würden Schülerinnen gern eine vorübergehende Patenschaft über 
						ca. 3-4 Monate anbieten, um der Bevölkerung ein Stück Sicherheit und Unterstützung 
						bieten zu können.   
                    
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