In Kenia sind die Schulen nach wie vor überwiegend geschlossen.
Zunächst hatten wir gehofft, dass die Schulen im Juni wiedereröffnet werden könnten. Als dann im Juli unsere Hoffnungen ebenfalls enttäuscht wurden, gingen wir davon aus, dass wir ab Anfang September nach und nach mit der Wiedereröffnung der oberen Klassen beginnen könnten.
Schließlich wurde die Eröffnung der Schulen in den Oktober verlegt, allerdings zunächst nur für die Klassen 4 und 8 der Grundschulen und für die 4. Klassen der Sekundarschulen, also die Abschlussklassen. Die Ankündigung, dass die Schulen am 19.10.2020 öffnen können, wurde dann plötzlich auf den 12.10.2020 vorgezogen. Natürlich durfte das nur erfolgen, wenn wir die vielen Vorschriften und Anforderungen einhalten.
Die anderen Klassen sollten nach zwei Wochen folgen. Allerdings stiegen die Corona-Zahlen wieder kräftiger an. Derzeit sind es etwa 1000 Neuinfektionen pro Tag, so dass die Regierung die komplette Wiedereröffnung der Schulen auf Januar verschoben hat.
Für die Privatschulen ist das eine Katastrophe. In unserem Fall brauchen wir z.B. einen Biologielehrer, der dann aber nur fünf Stunden pro Woche unterrichten kann, weil nur eine Klasse da ist. Trotzdem müssen die Schülerinnen natürlich unterrichtet und der Lehrer bezahlt werden. Besonders für die Schulen, die keine Hilfe von Sponsoren haben, ist das eine große Herausforderung. Aber auch wir haben damit hart zu kämpfen.
Die Schwierigkeiten nehmen jetzt zu, da in Mombasa der Direktor und der stellvertretende Direktor einer großen Tagesschule positiv auf Corona getestet wurden. Die Schule wurde geschlossen und die Kinder für zwei Wochen nach Hause geschickt. Das Schulgelände und die Gebäude mussten vollständig desinfiziert und in der Zwischenzeit alle getestet werden. Nun ist leider der Schulleiter dieser Schule verstorben, was die Diskussion über eine Wiedereröffnung noch kontroverser macht. Wir befürchten deshalb eine erneute Diskussion um eine weitere Verschiebung der Schulöffnung.
Inzwischen hat es auch eine weiterführende Schule in Ukunda getroffen, deren Manager vor einigen Tagen verstorben ist und die unter Quarantäne steht.
Wenn wir uns die Kinder außerhalb der Schule ansehen, sieht man sie meist ohne Masken, da die meisten sich Masken nicht leisten können. Auch aus diesem Grund wäre es besser, wenn die Kinder zur Schule gehen könnten. Hier wären sie sicherer.
Wir alle sind der Meinung, dass der wahre Grund für die Verzögerung der Wiedereröffnung der Schulen an anderer Stelle zu suchen ist. Der Regierung fehlt das Geld, um sicherzustellen, dass die öffentlichen Schulen den Vorschriften entsprechen können. Im Unterschied zu Europa und Deutschland, ist Kenia nicht in der Lage, durch Kreditaufnahme die notwendigen Geldmengen aufzubringen.
Hinzu kommt noch eine andere Gefahr, je länger die Schulschließungen andauern. Wir beobachten in unserer Form 4 schon jetzt, dass es den Mädchen schwer fällt, sich wieder an das Lernen zu gewöhnen. Dabei bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit, Vergessenes zu reaktivieren und nicht Gelerntes nachzuholen. Unsere Lehrer/-innen unterstützen sie dabei tatkräftig, nicht nur im Unterricht, sondern auch mit zusätzlicher Anleitung und Beratung.