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Rafiki Rama - Ein Nachruf

Am Morgen saßen wir noch auf der Terrasse der Praktikantenwohnung, rauchten eine Zigarette und redeten über das bevorstehende Referendum zur neuen Verfassung. Am Abend gab es ihn nicht mehr. Ein Bus aus Tansania hatte ihn in seinem Auto mit hoher Geschwindigkeit von hinten von der Fahrbahn gestoßen. Er hatte keine Chance.

Der Besitzer der Häuser, in denen Inge und die Praktikanten wohnen, war mehr als nur der Landlord, mehr als nur irgendein Vermieter.


Auf ihn war Verlass in allen Lebensfragen. Ihn fragten wir nach der politischen Lage. Ihn fragten wir nach einem zuverlässigen Fundi (Handwerker), wenn es irgendetwas in der Schule zu reparieren und zu bauen gab. Ihn fragten wir, wenn wir auf der Suche nach hilfsbedürftigen und leistungsstarken Mädchen für unsere Schule waren. Er war stets bereit, sofort zu helfen und wir wussten: Er tat das niemals aus Eigennutz.

Stärker als uns trifft es aber die Gemeinde. Die Anwesenheit von mehreren Tausend bei seiner Beisetzung bezeugt seine herausragende Stellung und die Achtung, die seinem Engagement für die Community entgegen gebracht wird.

Er nutzte seine Position, um sich für Hilfsbedürftige einzusetzen. Rama gab Menschen wie Suale, der auf Grund seiner Behinderung niemals eine Anstellung anderswo erhalten hätte, einen kleinen Job, damit dieser nicht als Bettler enden musste.

Er nutzte seine Position, um das Land und die Region politisch voranzubringen. Rama mischte sich ein, diskutierte mit den politisch Verantwortlichen und gab die Probleme der Menschen weiter. Rama starb schließlich während eines Einsatzes für die neue Verfassung.

Er war stets Auge und Ohr für Probleme der Menschen hier. Vor Ramas Haus trafen sich Menschen, die ihn um Rat fragten und die seine Hilfe brauchten. Und Rama half, wenn er irgendwie konnte.

Wir vermissen sein breites Lachen, sein lautes Jambo - Habari, wenn er früh morgens auf seiner Terrasse seinen berühmten Tee trank, seinen Humor mit dem verkniffenen Grinsen, seine Bananen, die er uns immer wieder zusteckte . viele Kleinigkeiten, die Rama großartig machten.