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Aktuell laufen die Abschlussprüfungen unserer Schülerinnen in Form 4, die vergleichbar sind mit dem deutschen Abitur. Sie legen theoretische und praktische Prüfungen in insgesamt sieben Fächern ab.
Im vergangenen Jahr gab es einige Probleme im Zusammenhang mit diesen Abschlussprüfungen, genannt KCSE. Vor dem Prüfungstermin kamen, wie auch in den Jahren zuvor, Prüfungsaufgaben und Antworten in Umlauf und Eltern konnten sie für ihre Kinder kaufen. Diese Kinder konnten durch diesen Betrug Bestnoten erzielen. Schaden trugen all diejenigen davon, die kein Geld hatten, um sich die Prüfungsaufgaben im Voraus zu beschaffen. 2015 eskalierte das Problem, da die Fragen von „netten Menschen“ über die sozialen Medien plötzlich überall verbreitet wurden. Wir haben im Newsletter berichtet.
Aus diesem Grund wurden in diesem Jahr die Sicherheitsvorkehrungen und Vorschriften für die KCSE Prüfungen drastisch verschärft, um eine Wiederholung zu vermeiden. Zudem sollen die Prüfungen ihre Integrität und Verlässlichkeit wiedererlangen.
Erste Vorsichtsmaßnahme: Die Prüfungen wurden im Ausland gedruckt. Eine weitere Vorkehrung ist, dass die Prüfungsaufgaben nun in einem Safe im Subcounty Office eingesperrt sind, zu welchem nur der Subcounty Commissioner (oberster staatlicher Verwaltungsbeamter im Subcounty) und der Subcounty Education Officer (zuständig für Schulen im Subcounty) einen Schlüssel haben. Der Safe kann auch nur geöffnet werden, wenn beide gleichzeitig aufschließen. Dies war zunächst um fünf Uhr morgens der Fall, wenn sich alle Schulleiter des Subcounties vor dem Safe versammeln, um in Begleitung eines Polizisten die Prüfungsunterlagen für den Tag abzuholen. Da kann man sich schon vorstellen, dass einige Schulleiter über die allzu frühe Uhrzeit klagten. Dazu kam, dass viele Schulleiter kein eigenes Auto besitzen und stattdessen den nicht gerade zuverlässigen öffentlichen Personennahverkehr nutzen müssen. Inzwischen ist man zu 6.00 Uhr übergegangen. Während eines Prüfungstages müssen die Prüfungsbögen in einem abgeschlossenen Schrank in einem abgeschlossenen Zimmer untergebracht sein. Mangels eines abschließbaren Schranks mussten wir den Schuhschrank unserer Praktikantenwohnung zur Schule schaffen.
Während die Prüfungen geschrieben werden, dürfen sich nur bestimmte Personen auf dem Schulgelände aufhalten, inklusive der Prüflinge, dem Schulleiter, dem Polizisten, einer Aufsichtsperson und einer Person, die die Prüfungsbögen ausgibt. Unsere Direktorin, die Verwaltungsleiterin, Arbeiter und Praktikanten sind also eigentlich nicht erwünscht, Anwesenheit von Lehrern ist sogar strikt verboten. Einige Aufgaben müssen jedoch trotz allem erledigt werden, angefangen vom morgendlichen Öffnen des Tors um alle anderen Beteiligten überhaupt auf Gelände zu lassen. Auch das Essen, das unsere Schülerinnen während der Pausen bekommen, muss ja von jemandem zubereitet werden. Da wir dies von unserem Schulleiter Mr. Adero wohl nicht verlangen können, sind unsere Arbeiter auf dem Gelände anwesend, müssen allerdings peniblen Abstand von unseren Schülerinnen halten. Einige Personen werden unterwegs sein, um die Einhaltung der Vorschriften zu kontrollieren. Diese Kontrolleure werden sich zudem nicht zwingend durch das Tor auf das Schulgelände begeben, sondern sich auch gelegentlich durch den Busch schlagen und über Zäune klettern, um unbemerkt die Situation an der Schule in Augenschein zu nehmen. Der für die Prüfungen zuständige Minister taucht unterdessen quasi überall im Land auf und macht sich selbst ein Bild von der jeweiligen Situation der Schule. An der Diani Maendeleo Academy hat er bisher noch nicht vorbeigeschaut, allerdings war bereits zwei Kontrollen und unser Schulleiter erwartet weitere. Ansonsten laufe alles sehr gut, sagt er.
Die Schülerinnen finden die Prüfungsaufgaben fair, auch wenn einige recht schwierig sind. Sie sind jedoch motiviert und lernen während der Prüfungsphase fleißig weiter. Sie haben, wie auch unser Schulleiter, unsere Direktorin und viele andere die Hoffnung, dass die Ergebnisse der Prüfungen dieses Jahr tatsächlich abbilden werden, welche Schüler intelligent sind und hart gearbeitet haben, anstatt zu zeigen, wessen Eltern am meisten Geld zahlen konnten.