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Praktika geben oft unerwartete Einblicke...
Seit einigen Monaten sind wir an der Diani Maendeleo Academy verstärkt mit einem Phänomen konfrontiert,
dass in der Gegend hier weit verbreitet ist. Es handelt sich um einen Art Geisterbefall von einzelnen
Schülerinnen, die dann beginnen auf dem Schulgelände herum zu schreien und sich heulend auf den Boden
werfen.
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Die Vorkommnisse erscheinen für unsere europäischen Vorstellungen ungreifbar und absurd. Jedoch sind sie
Tatsache und stellen uns vor große Probleme. Es geht soweit, dass lokale Politiker das Schulgrundstück
betreten, um nachzufragen, was denn an der Schule los sei.
Diverse Lösungsansätze sind fehlgeschlagen, insbesondere auch, weil die Schülerinnen in diesem
Zustand nicht ansprechbar sind.
Für Christinnen scheint es die Möglichkeit zu geben, sich mit der Glaubensgemeinde zusammenzufinden.
Gemeinsamen Gebete für die Betroffene können helfen, die Geister, zumindesten vorübergehend, zu
beseitigen. Schwieriger sieht es bei den Musliminnen aus. Gebete werden in dieser Religion oft nicht als Medizin
für solche Fälle angewendet. Stattdessen wird der Gang zu einem traditionellen Arzt, einem so genannten
"witch doctor" empfohlen.
Die Familien sehen das als einzige Chance, um ihre Töchter zu heilen und geben bei diesen vermeintlichen
Ärzten horrende Geldsummen dafür aus. Beispielsweise wird verlangt, dass die Eltern eine weiße
männliche Ziege und ein rotbraunes freilaufendes Huhn schlachten und mitbringen. Wohlgemerkt kosten diese
Tiere umgerechnet 25 Euro, was für die meisten betroffenen Familien Existenz bedrohende Beträge sind.
Hinzu kommt noch, dass Medizin und der witch doctor selbst noch bezahlt werden müssen.
Auch wenn der Glaube an die Wirkung solcher Methoden akzeptiert werden muss, darf sie doch in unseren Augen
bezweifelt werden.
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