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              Viele Eltern und Mädchen kommen von sich  aus auf uns zu, um darum zu bitten, dass wir ihrer Tochter, mit Hilfe einer  Patenschaft, die weiterführende 
              Schulausbildung ermöglichen. Unsere Richtlinie  um durch eine Patenschaft gesponsert zu werden besagt, dass ein Mädchen mind.  250 Punkte von 500 in ihrer 
              Abschlussprüfung der Grundschule erreicht haben muss,  das entspricht der Note 3. Für deutsche Standards klingt das, als würden wir auch  
              schwächeren Mädchen eine gute Chance geben, doch im gesamten Kwale County, in dem auch unsere Schule liegt, ist eine 3 schon rar und eine 3+ eine super Note!  
              Selbst in ganz Kenia sind 430 Punkte das höchste und wurden nur dreimal  erreicht.
  
              Das bedeutet,  dass es nicht leicht ist, Mädchen für unsere neue Klasse zu finden, die über unserer Richtlinie liegen. Die Mädchen, die von selbst auf uns 
              zukommen und um  eine Patenschaft bitten, da sie sonst kaum Chancen im Leben haben, erreichen  die vorausgesetzte Punktzahl leider häufig nicht, so wie die meisten 
              Schüler in  unserem District. 
  
              Doch geben wir den meisten erst einmal eine Chance. Wir besuchen die Mädchen in ihrem Zuhause, um  uns ein Bild von ihren Lebensumständen und ihren finanziellen 
              Möglichkeiten zu  machen. Die Mädchen leben oft unter katastrophalen Umständen und man möchte ihnen  nicht die Chance auf eine bessere Zukunft wegen ein 
              paar Punkten nehmen. 
  
              So haben wir  zum Beispiel Mariam besucht. Sie hat 247 Punkte in ihrer Abschlussprüfung und  lebt mit ihrer Mutter und ihrem Neffen in einem kleinen Lehmhaus. Sie 
              teilen  sich zu dritt ein Schlafzimmer, haben weder Strom, noch Wasser oder eine  Toilette. In ihrem Haus gibt es keine Möbel bis auf ein Bett, dessen Matratze eine 
              Bastmatte bildet und einen kleines Regalbrett in der Küche. Gekocht und gesessen wird auf dem Boden in dem kleinen, dunklen Haus. 
  
              Mariams Mutter  verdient durch das Backen von Reisplätzchen das tägliche Essen für die Familie  und es ist ihr unmöglich, eine weiterführende 
              Schulausbildung für Mariam zu  bezahlen. Sollen wir Mariam wegen drei fehlender Punkte unter unserer Richtlinie abweisen? Das lässt unser Herz nicht zu. Aber wo 
              zieht man die Grenze?
  
              Auch  Marymaureen kam auf uns zu und bat um eine gesponserte Ausbildung. Sie hat  jedoch nur 223 Punkte in ihrer Abschlussprüfung erreicht. Als wir sie zu Hause  
              besuchen, schwinden alle Vorsätze, diesmal strenger zu sein. Marymaureen lebt  mit ihrer Tante und ihren drei Cousins in einem gemieteten 11 qm Zimmer. Das  Zimmer 
              besteht aus einem großen und einem kleinen Bett und ist vollgestellt mit  den wenigen Habseligkeiten dieser fünf Personen. Es gibt keine Küche, kein Bad  und 
              kein WC geschweige denn Strom oder fließend Wasser. Es ist dunkel, stickig,  es mieft und ich fühle mich schon in den 20 Minuten, die ich mit drei Anderen  in 
              diesem engen Raum verbringe, unwohl und beengt. 
  
              Marymaureen ist erst 14 und  kann unmöglich von uns im Stich gelassen werden und ihr Leben bis zu einer  wahrscheinliche Ehe in diesem Zimmerchen fristen.  In unserem 
              Distrikt schneidet sie immer noch  besser als der Durchschnitt ab, der grade mal bei 200 Punkten liegt! Auch sie haben wir aufgenommen  und hoffen, dass sich ein Pate 
              findet, der sie unterstützt.
  
               
             
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