Schon oft haben wir in unseren Newslettern von Streit mit Behörden und Korruption berichtet, so dass wir uns heute dazu verpflichtet fühlen, auch positive Entwicklungen für Sie darzustellen. Lassen Sie uns zum besseren Verständnis dazu etwas weiter ausholen.
Wir sind eine Privatschule, da wir mit Girls’ Hope e.V. private Sponsoren für unsere Schülerinnen haben. In der Vergangenheit war es deshalb für Eltern unserer Mädchen schwierig, bei der County Regierung - vergleichbar mit einer Länderregierung in Deutschland - Fördergelder für den Schulbesuch zu beantragen. Dies war deshalb so ärgerlich, weil den Mädchen als Bewohnerinnen des County diese Gelder ebenso zugestanden hätten wie jedem Schüler und jeder Schülerin öffentlicher Schulen.
Es wird die langjährigen Leser unseres Newsletter nicht verwundern zu hören, dass in der Vergangenheit aber leider Verwandte oder die Familien der Mitarbeiter der Regierung bei der Vergabe dieser Mini-Stipendien berücksichtigt wurden (rein zufällig natürlich...).
Doch hatten wir nicht von positiven Veränderungen gesprochen? Diese kamen mit der neuen Verfassung und den ersten Wahlen einer County Regierung. Diese hat sich Bildung und Erziehung zur Hauptaufgabe gesetzt und berücksichtigt nun tatsächlich immer öfter auch Schülerinnen unserer Schule mit kleinen Förderungen.
Einerseits zeigt dies, dass unsere Schule eindeutig von offizieller Seite anerkannt und unsere Arbeit geschätzt wird. Andererseits ist diese Entwicklung für die Region und Kenia insgesamt als positiv zu werten, da sie verdeutlicht, dass es auch verantwortungsbewusste Politiker in diesem Land gibt, die sich erfolgreich gegen die Korruption zu Wehr setzen und Fortschritt bringen wollen und werden. Dies soll wie gesagt nicht unter den Tisch gekehrt werden!
Leider gibt es immer noch einen Wermutstropfen: Dieses Geld erhalten nur Kinder, deren Name zeigt, dass sie zu einem der hier ansässigen Stämme gehören. Sind die Eltern in einem anderen Teil Kenias geboren, so besteht keine Chance auf eine Förderung, auch wenn das Kind hier zur Welt kam und aufgewachsen ist.
Vor ein paar Tagen war unsere Vereinsvorsitzende zu einer Investorenkonferenz unter Leitung des County Governors eingeladen, bei der dazu aufgefordert wurde, Probleme offen anzusprechen. Nachdem sie die herausragenden Leistungen des Countys im Bereich Bildung zur Freude des anwesenden Governors und seiner Stellvertreterin gelobt hatte, stieß ihr Hinweis auf dieses offiziell verpönte Stammestum auf ziemlich fassungsloses Schweigen im Saal.
Die wenigsten Kenianer haben den Mut, das Problem offen anzusprechen, da sie Repressalien befürchten. Unsere Vereinsvorsitzende fürchtet, dass sie zu weiteren Konferenzen nicht mehr eingeladen wird.