In Kenia ist es nicht selten, dass die Bevölkerung die Bauvorschriften missachtet. Es wird oft dort gebaut, wo eigentlich die Straße entlang führen sollte bzw. im Bereich der Straße. Merkwürdigerweise erhalten Kenianer sogar Gewerbegenehmigungen für diese Plätze. In den letzten 20 Jahren hat die Kenianische Regierung einige Male schon alle Gebäude niederwalzen lassen, welche in diesem Bereich gebaut wurden. Allerdings hielt das die Kenianer nicht davon ab, wieder dort zu bauen.
Dieses Mal wurde der Abriss sogar angekündigt. Jedes Haus, welches im Bereich der Straße stand, wurde mit einem großen, gelben X markiert. Das betraf zum Beispiel auch unsere Hinweistafel der Schule.
Die Mehrheit ignorierte die Warnungen. Wir jedoch haben unsere Hinweistafel abgebaut, um die Steine dann wieder zu benutzen. Ein paar Leute haben in den letzten zwei Tagen, bevor die Bagger angerückt sind, auch versucht, Teile ihrer Gebäude zu retten, nachdem sie jetzt ein halbes Jahr lang vorgewarnt wurden. Einige aber warteten auf die Arbeiter der Regierung. Diese nahmen allerdings keinerlei Rücksicht und rissen alles ab, was in dem markierten Straßenbereich stand. Teilweise blieben so einfach halbe Häuser stehen, weil die andere Hälfte zerstört wurde. Eine Ausnahme machten sie nur bei Kirchen und Moscheen. Dort gaben sie erneut den Hinweis, dass die Verantwortlichen die Gebäude versetzen sollen (natürlich macht das auch niemand).
Geplant war, alles abzureißen, was 30 Meter vom Mittelstreifen der Straße entfernt war. Leider wurde auch das nicht eingehalten, der Mittelstreifen war oft nicht da wo er sein sollte. So wurde teilweise bis zu 50 Metern alles niedergewalzt oder eben auch nur bis zu 10 Metern. Unter diesen Unstimmigkeiten leiden natürlich die Leute hier sehr. Leider wurde auch der Wassertank, welcher das Haus von Frau Langefeld und auch das ehemalige Praktikantenhaus versorgte, abgerissen. Deshalb ist es jetzt leider so, dass sie kein Wasser hat, falls es mal kein Wasser in Ukunda gibt, was häufig vorkommt.
Inzwischen haben wir ein neues Hinweisschild gebaut und genau die 30 Meter eingehalten, was leider die Sichtbarkeit des Schildes negativ beeinflusst hat. Gerade sind allerdings wieder Gerüchte im Umlauf, dass die kenianische Regierung jetzt doch alles niederreissen will, was 40 Meter vom Mittelstreifen der Straße entfernt ist. Wir hoffen es kommt nicht so weit, sonst müssten wir das Schild wieder versetzen.