Kenia
Das kenianische Bildungssystem versagt

Bei Lehrern und Schulleitern steht das Schulsystem schon lange im Verruf. Die Diskussionen um Reformen wurden im Juli 2009 erneut angeheizt: Zeitungsberichte enthüllten, dass über die Hälfte der Schüler, die in den letzten vier Jahren ihren KCSE-Abschluss gemacht haben, Noten zwischen E (nicht bestanden) und D+ (entspricht dem deutschen ausreichend) erzielt haben.

Dieses massenweise Prüfungsversagen spiegelt sich auch darin wieder, dass 70% der Schulabgänger nach dem Abschluss arbeitslos sind.

Auf der zur gleichen Zeit in Mombasa stattfindenden Tagung von Secondary School Schulleitern stieß die Tatsache, dass der Bericht bisher vom Erziehungsministerium unter den Tisch gekehrt worden war, auf Empörung. Es wurde die Anklage erhoben, dass das kenianische Schulsystem "faule, nichtsnutzige junge Leute" produziere, die nicht versuchen, etwas Produktives aus ihrem Leben zu machen.

Ganz so hart muss man das natürlich nicht sehen, aber die Kritik am 8-4-4 System ist sicherlich berechtigt. So etwas wie Kindergarten oder Vorschule gibt es eigentlich nur in größeren Städten oder urbanen Gegenden, außerdem kostet es Geld. Die staatlichen Grundschulen sind seit 2003 kostenlos, was jedoch seinen Preis hat: Es gibt Klassenstärken bis zu 120 Schülern, teilweise weder Möbel noch Schulbücher und qualitativ schlechten Unterricht. Der Besuch einer weiterführenden Secondary School kostet meist Schulgeld, auf den "kostenlosen" staatlichen Schulen werden nur die Leistungsstärksten aufgenommen, die Nebenkosten sind teilweise höher als das frühere Schulgeld.

So etwas wie Berufsbildung sieht das System nicht vor, selbst als Kellner braucht man einen Secondary School Abschluss. Das hat zur Folge, dass wirklich ALLE Schüler das Gymnasium / die secondary school durchlaufen müssen, wenn sie später einen Job haben möchten. Diejenigen, die eher praktisch arbeiten und denken und in einer Ausbildungsstelle besser aufgehoben wären, bilden dann den "E" und "D" Block bei den KCSE-Prüfungen. Hinzu kommt, dass sowohl das Gymnasium als auch eine anschließende Lehre als Koch oder Mechaniker sehr viel Geld kosten - meist ist es unmöglich, beides zu bezahlen. Und so bleibt ein KCSE-Absolvent, der mit D- abschließt, arbeitslos, obwohl er in den 4 Jahren Gymnasium locker für das gleiche Geld eine Lehre hätte absolvieren und mit guten Noten abschließen können.

Für den Eintritt an der Universität muss man mindestens mit der Durchschnittsnote "B" abschließen, dies schafft allerdings weniger als ein Drittel. Und nur die Allerbesten erhalten ein Stipendium, während der Rest erhebliche Studiengebühren zahlen muss, was noch mal einige gute Absolventen vom Universitätsbesuch abhält.

Ein weiteres Problem ist die Examenzentriertheit des kenianischen Systems. Schüler am Gymnasium schreiben pro Term 3 Examen je Fach, das macht 12 im ganzen Schuljahr. Da geht natürlich viel Unterrichtszeit verloren. Um den großen Stoffumfang in der kurzen Zeit zu bewältigen, besteht der Schulalltag fast durchweg aus Frontalunterricht.

In diesem Punkt möchte die Diani Maendeleo Academy in Zukunft neue Wege gehen. Gemeinsam mit Andreas Vieweg, einem deutschen Lehrer und Ingeborg Langefeld haben Praktikanten in den letzten Wochen neue Lehr- und Unterrichtsmethoden zusammengetragen, die nun den Schülern und Lehrern näher gebracht werden sollen. Eins von den drei Examen pro Term soll bspw. durch eine Gruppenarbeit ersetzt werden.