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Merry go round - das Karussell dreht sich




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Es ist Zahltag und heute kann es besonders Ali kaum erwarten, sein Geld ausgezahlt zu bekommen. Für ihn ist es nicht irgendein Zahltag, sondern Ali ist heute zum ersten Mal auch an der Reihe, der Begünstigte in der Merry-Go-Round-Gruppe zu sein.

"Merry go round" heißt frei übersetzt soviel wie Karussell.

Die Idee dahinter entwickelte sich aus dem traditionellen Harambee (Kisuaheli und bedeutet soviel wie zusammenlegen). In Kenia ist es üblich, bei anstehenden kostenintensiven Ereignissen wie Hochzeiten, Beerdigungen, Operationen oder Schulgeldzahlungen für die Kinder ein Harambee einzuberufen. Wer eine Einladung dazu erhält, kann sich dem kaum entziehen und wird sich auch nicht scheuen, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Auf einem Harambee geht es dann darum, mit großen Reden die Wohltätigkeit und Spendenfreudigkeit der Teilnehmer zu fördern. Die Höhe der Spenden wird öffentlich genannt und mit einem entsprechenden wohlwollenden Gemurmel bedacht.

Seit geraumer Zeit ist aus dieser Tradition in Kenia die Idee entstanden, sich in Gruppen zusammenzusetzen und regelmäßig Geld zusammenzulegen. Solche sog. Merry-Go-Round-Gruppen gibt es inzwischen schon in ganz Ostafrika. Sie funktionieren alle nach einem ähnlichen Schema. Bei regelmäßigen Treffen wird von jedem Mitglied Geld in einen Topf gezahlt. Die Gruppe bestimmt die Verwendung und den oder die Begünstigte bei der Ausschüttung. Manche Gruppen zahlen den Betrag nach einer Bedürftigkeitslage aus und andere vergeben das Geld der Reihe nach an die Mitglieder.

Unsere Arbeiter haben beschlossen, dieses System auch zu übernehmen. Mit ihren Löhnen können sie sich und ihre Familien gerade so ernähren, aber ein Sparen für größere Ausgaben ist nicht möglich. Für Reparaturen am Haus bei einer Bank nach einem Kredit zu fragen, erübrigt sich. Sie haben noch nicht einmal ein Konto und bei Zinsen von meist mehr als 20 % wird ein Kredit auch schnell zu einer unauflösbaren Schuldenfalle.

Unsere Arbeiter vereinbarten mit der Direktorin, dass jeder 1000 KSh am Monatsende weniger ausbezahlt bekommt und sich dafür alle sechs Monate über den Inhalt des Topfes freuen darf. Mit den dann 12 000 KSh haben sie dann eine gewisse Planungssicherheit und geraten nicht in die Schuldenfalle durch die sonst üblichen Wucherzinsen.

Wir freuen uns sehr, dass die Arbeiter sich auf diesem Wege organisieren und unterstützen ihr Verhalten. Bei besonderen Anschaffungen, die den Topfinhalt übersteigen, erhalten sie einen zusätzlichen Kredit von der Direktorin. Selbstverständlich ist der Kredit zinslos. Es wird aber vorher darüber diskutiert und vereinbart, wie und ob der jeweilige das Darlehen zurückzahlen kann.

Ali hat sich von seinem Geld sofort ein Fahrrad zugelegt. Bisher ist er von seinem Haus bis zur Schule täglich zweieinhalb Stunden gelaufen - morgens und abends! Das Fahrrad erspart ihm sehr viel Zeit und Energie.